Familien befähigen statt ersetzen

Das Potential der Kompetenzorientierten Familienarbeit (KOFA) hinsichtlich der Reduzierung einer Fremdplatzierung aufgrund von Kindesvernachlässigung

Ausgezeichnet mit dem Anerkennungspreis des Vereins Alumni BFH Soziale Arbeit

In der schweizerischen ambulanten Kinder- und Jugendhilfe ist vor allem die längerdauernde Sozialpädagogische Familienbegleitung verbreitet. Mit der Kompetenzorientierten Familienarbeit, kurz KOFA, wurde in der Schweiz unter der Leitung von Kitty Cassée eine neue, aufsuchende Interventionsform implementiert. Sie ist durch eine kurze und intensive Hilfe im Alltag der Familien gekennzeichnet. Im Rahmen einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Soziale Arbeit, wurde die KOFA evaluiert. Es hat sich unter anderem gezeigt, dass die Kompetenzorientierte Familienarbeit in 76% der Fälle eine drohende Fremdplatzierung verhindern kann.

In der vorliegenden Arbeit „Familien befähigen statt ersetzen“ wird die Kompetenzorientierte Familienarbeit analysiert und folgende Fragestellung bearbeitet: Wie kann die Kompetenzorientierte Familienarbeit (KOFA) das Risiko einer Fremdplatzierung aufgrund von Kindesvernachlässigung reduzieren? Die Arbeit fragt daher nach dem Potential der KOFA. Im Rahmen einer Literaturarbeit werden die Arbeitsweise, die Handlungsorientierungen und die theoretischen Grundlagen von KOFA erarbeitet und in Bezug auf die Fragestellung diskutiert.

Die Kompetenzorientierte Familienarbeit basiert auf der in Holland entwickelten Methodik der Kompetenzorientierung und kennt drei Standardmodule: KOFA-Abklärung, KOFA-6-Wochen und KOFA-6-Monate. Jedes Modul ist in Phasen gegliedert, in denen mit bestimmten Instrumenten gearbeitet wird. Durch eine klare Phasierung und Manualisierung wird der Hilfeprozess strukturiert. Die Hauptindikation der Kompetenzorientierten Familienarbeit ist eine erhebliche Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit des Familiensystems. Diese Ausgangslage spiegelt sich im Alltag von Familien mit Mehrfachproblematiken wieder. Sie sind mit herausfordernden Alltagssituationen konfrontiert, die sie mit den vorhandenen Handlungskompetenzen nicht oder unzureichend bewältigen können. Diese andauernde Überforderung birgt die Gefahr einer Kindeswohlgefährdung. Eine Form der Kindeswohl-gefährdung ist die Vernachlässigung. Sie stellt der häufigste Grund für eine Fremdplatzierung nach Art. 310 ZBG dar. Eine Kindesvernachlässigung ist unter anderem auf mangelnde elterliche Kompetenzen zurückzuführen. Es ist das Ziel von KOFA, in der Zusammenarbeit mit der Familie ihre Kompetenzen bei der Bewältigung von Alltagssituationen zu erweitern und Kompetenzmängel zu verringern. Durch verschiedene Techniken der KOFA werden die kind-, handlungs-, selbst- und kontextbezogenen Kompetenzen der Eltern gestärkt und bestimmte Risikofaktoren für die Entstehung von Kindesvernachlässigung entschärft. Der Schwerpunkt der Techniken liegt im Erwerb von Fähigkeiten und in der Verbesserung der elterlichen Erziehungsfähigkeit. Durch die Stärkung der Eltern wird eine bestehende Kindesvernachlässigung reduziert. Indem das Kindeswohl gesichert und eine gesunde kindliche Entwicklung gewährleistet wird, kann eine drohende Fremdplatzierung aufgrund von Kindesvernachlässigung verhindert werden.

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Helen Portmann, Linda Zaugg
Familien befähigen statt ersetzen
Das Potential der Kompetenzorientierten Familienarbeit (KOFA) hinsichtlich der Reduzierung einer Fremdplatzierung aufgrund von Kindesvernachlässigung
Bachelor-Thesis
145 Seiten
10.06.2013
978-3-03796-465-1