Kinder haben eine Stimme

Die Gestaltung des methodischen Einbezugs von und der Gesprächsführung mit Grundschulkindern bei der Regelung des persönlichen Verkehrs im Rahmen von Besuchsrechtsbeistandschaften

Trennung und Scheidung gehören zur gesellschaftlichen Realität. Die elterliche Trennung oder Scheidung und die damit verbundenen Reorganisationsprozesse im Familiensystem bergen eine enorme Herausforderung für alle Beteiligten. Die Absorption der Elternteile durch Trennungsbewältigung und Konflikte auf Paarebene verunmöglicht oft eine adäquate Bedürfnisberücksichtigung der Kinder. Resultiert aus dieser Einschränkung der elterlichen Erziehungsfähigkeit eine Gefährdung des Kindeswohls, so ist die Errichtung einer Beistandschaft zwecks Regelung des persönlichen Verkehrs gemäss Art. 308 Abs. 2 ZGB eine Möglichkeit, das Familiensystem bei einer kindswohlgerechten Reorganisation der familiären Strukturen zu unterstützen.

Die komplexen Situationen innerhalb dieser Familiensysteme, fehlende zeitliche Ressourcen sowie methodische Unsicherheiten bei Mandatstragenden führen nicht selten auch seitens der Behörden zu einer Vernachlässigung des Einbezugs der Kinder in Regelungen des persönlichen Verkehrs. Eine solche Vernachlässigung lässt sich unter psychologischer wie rechtlicher Perspektive sowie aufgrund der handlungsleitenden Kindeswohlmaxime im zivilrechtlichen Kindesschutz nicht rechtfertigen. Die Arbeit beschäftigt sich deshalb mit der Fragestellung, wie der methodische Einbezug von und die Gesprächsführung mit Kindern im Grundschulalter bei der Reglung der persönlichen Verkehrs im Rahmen von Besuchsrechtsbeistandschaften unter der Berücksichtigung der Kindeswohlmaxime zu gestalten ist. Mittels vorliegender Literaturarbeit werden die Inhalte des persönlichen Verkehrs als Rechtsbegriff sowie der Besuchsrechtsbeistandschaft als Handlungsfeld erarbeitet, das kindliche Erleben der elterlichen Trennung und Scheidung thematisiert sowie der Entwicklungsstand von Grundschulkindern näher beleuchtet. Diese Erkenntnisse bilden die Basis zur Herausarbeitung von Besonderheiten bezüglich der Gesprächsführung mit dem Kind und Möglichkeiten für die Gestaltung des Einbezugs desselben bei Regelungen des persönlichen Verkehrs.

Es wird gezeigt, dass Grundschulkinder die notwenigen reflexiven, persönlichen, emotionalen, moralischen, kognitiven sowie kommunikativen Kompetenzen zum Einbezug mitbringen. Um ihnen eine kindswohlgerechte Beteiligungsmöglichkeiten zu bieten, bedarf es jedoch, aufgrund des zu erwartenden Entwicklungsstands sowie der mit der elterlichen Scheidung und Trennung im Zusammenhang stehenden Loyalitätsproblematik, im Gespräch mit Grundschulkindern Anpassungen des Gesprächssettings sowie der Art und Weise der Kommunikation. Die Evaluation der kindlichen Wünsche bezüglich der Reglungen des persönlichen Verkehrs hat schrittweise, ausgehend vom Ist-Zustand und exemplarisch zu erfolgen. Entscheidend sind dabei mitunter eine klare, transparente Gesprächsstrukturierung, die Integration kreativer, spielerischer Elemente sowie eine sorgfältige Kommunikation auf non- und paraverbaler sowie metakommunikativer Ebene.

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Selina Kolb
Kinder haben eine Stimme
Die Gestaltung des methodischen Einbezugs von und der Gesprächsführung mit Grundschulkindern bei der Regelung des persönlichen Verkehrs im Rahmen von Besuchsrechtsbeistandschaften
Bachelor-Thesis
99 Seiten
07.09.2015
978-3-03796-549-8