Umsetzbarkeit des Empowerments bei jungen Sozialhilfebeziehenden

In dieser Bachelor-Thesis wird erörtert, inwiefern in der Sozialhilfe des Kantons Bern eine Empowerment-Praxis in der Arbeit mit jungen Erwachsenen möglich ist. Die Verfasserinnen interessieren sich insbesondere für Umsetzungsmöglichkeiten bei arbeitslosen, im Kanton Bern wohnhaften Sozialhilfebeziehenden im Alter von 18 bis 25 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Sie definieren Personen mit diesen Merkmalen als Zielgruppe.

In der Arbeit werden zunächst Schlüsselbegriffe erläutert. Die Verfasserinnen gehen aufgrund der Zielgruppe vertieft auf den Begriff junge Erwachsene ein. Sie zeigen anschliessend Chancen, Möglichkeiten, Grenzen und Risiken des Empowerment-Konzeptes auf. So werden auch Voraussetzungen dargestellt, welche Bedingungen für eine optimale Umsetzung dieses Konzeptes sind. In Bezug auf die Zielgruppe stellen sie drei geeignete Strategien vor: Motivierende Gesprächsführung, Ressourcenmobilisierung und Befähigung durch Wissensvermittlung. Zu-dem wird aufgezeigt, woran sich gelungene Selbstbefähigung erkennen lässt.

Im Weiteren wird der Fokus auf die Rahmenbedingungen der Sozialhilfe im Kanton Bern gelegt. Nach dem Grundsatz „Fördern und Fordern“ verlangt die Sozialhilfe von ihrer Klientel einen Beitrag zur selbständigen Lebensführung. Die Verfasserinnen stellen fest, dass die Rahmenbedingungen der Sozialhilfe die Voraussetzungen für eine Anwendung und die Umsetzung von Empowerment mehrheitlich negativ beeinflussen. Insbesondere durch das unauflösbare Machtgefälle zwischen Klientel und Fachperson bleibt das Ziel der Selbstbemächtigung grösstenteils eine Illusion. Aufgrund des Sanktionssystems wird anstelle der intrinsischen lediglich die extrinsische Motivation gefördert. Ein Faktor, welcher die Umsetzbarkeit in der Sozialhilfe in vielerlei Hinsicht beeinträchtigt, ist die geringe Verfügbarkeit von Zeit aufgrund der hohen Fallbelastung.

Sofern Fachpersonen in der Sozialhilfe dennoch empowerment-orientiert arbeiten wollen, empfehlen die Verfasserinnen die Ausübung der vorgeschlagenen Strategien, höchstmögliche Transparenz gegenüber der Klientel, psychologisches und interinstitutionelles Wissen sowie eine gute Vernetzungskompetenz.
Die Verfasserinnen stellen Änderungsbedarf fest, damit bei den Sozialdiensten eine optimale Umsetzung von Empowerment möglich wäre. Der Fachaustausch zwischen Sozialarbeiten-den, die Sensibilisierung für Herausforderungen der Zielgruppe und präventive Arbeit müssten gesteigert werden. Eine Möglichkeit zur Entlastung der Sozialarbeitenden wäre das Einrichten von externen Stellen für bestimmte Aufgaben (z.B. Administration). Aus dieser Bachelor-Thesis ergeben sich wertvolle Empfehlungen und kritische Denkanstösse für die Praxis der Sozialhilfe.

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Nina Fauser, Sabrina Ravasio
Umsetzbarkeit des Empowerments bei jungen Sozialhilfebeziehenden
Bachelor-Thesis
124 Seiten
28.08.2015
978-3-03796-546-7