Unbegleitet – minderjährig – asylsuchend – weiblich

Der Umgang mit einer besonders vulnerablen Gruppe in der Schweiz

Eine immer grössere Anzahl an unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden (UMA) kommt in die Schweiz. Studien zeigen auf, dass sie aufgrund diverser Risikofaktoren zu einer besonders vulnerablen Gruppe gehören. Traumatische Erlebnisse im Heimatland, während der Flucht sowie im Aufnahmeland und daraus folgende psychische Gesundheitsstörungen treten häufig auf. UMA besitzen aber auch viele Ressourcen und sind unterschiedlich resilient. Die Soziale Arbeit und die Sozialpolitik werden gefordert, nicht nur den biologischen, sondern auch den psychosozialen Bedürfnissen dieser Jugendlichen und dem Kindeswohl gemäss der UN-Kinderrechtskonvention gerecht zu werden.

In dieser empirischen Arbeit wird der Frage nachgegangen, welcher sozialarbeiterischen und sozialpolitischen Massnahmen es in der Unterbringung und in der Betreuung von weiblichen unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden in der Schweiz bedarf, um sie in ihrer gesunden Entwicklung zu stärken.
Um diese Fragestellung zu beantworten, werden rechtliche und diskursrelevante Aspekte beleuchtet und auf die Entwicklungspsychologie zurückgegriffen. Mittels Leitfadeninterviews werden zudem subjektive Wahrnehmungen von vier weiblichen UMA sowie unterschiedliche Blickwinkel von fünf Expertinnen und Experten berücksichtigt. Die Inhaltsanalyse nach Mayring hilft, die Ergebnisse der empirischen Untersuchung zu verdichten und die Erkenntnisse danach in sozialpolitische und sozialpädagogische Handlungsempfehlungen in den genannten Bereichen umzuwandeln.

Die Resultate zeigen, dass es in vielen Kantonen an finanziellen Ressourcen und am politischen Willen mangelt, um die Jugendlichen in ihrer gesunden Entwicklung genügend zu unterstützen. Das Bedürfnis der UMA nach Orientierung, Unterstützung und Geborgenheit wird in der empirischen Untersuchung stark ersichtlich. Schlüsselfaktoren für die stabile Entwicklung von weiblichen UMA sind eine von Erwachsenen getrennte Unterbringung, eine enge Beziehung zu Bezugs- und Vertrauenspersonen sowie spezifische Konzepte in der Betreuung von weilblichen UMA. Therapeutisch-psychologische Hilfestellungen, welche die wichtigsten psychosozialen Grundbedürfnisse von UMA abdecken und deren Resilienz stärken, sind geeignete Unterstützungsmassnahmen während dieser unsicheren und belastenden Lebenssituation. Die Ergebnisse bestätigen, dass sozialpolitische Änderungen unabdingbar sind, damit die Soziale Arbeit UMA als Kinder und Jugendliche angemessen betreuen kann. Eine im Vergleich zu Schweizer Jugendlichen ungleiche Behandlung dieser Minderjährigen aufgrund verschiedener Faktoren widerspricht der Kinderrechtskonvention und dem Gesetz.

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Rebecca Rohner
Unbegleitet – minderjährig – asylsuchend – weiblich
Der Umgang mit einer besonders vulnerablen Gruppe in der Schweiz
Master-Thesis
133 Seiten
08.2015
978-3-03796-561-0