Aktuelle Situation von Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung hinsichtlich der Geltendmachung des Anspruchs auf Eingliederungsmassnahmen und Renten der Invalidenversicherung

In der Invalidenversicherung hatten Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung lange nicht den gleichen Zugang zu Leistungen wie Menschen mit anderen psychischen Störungen. Seit dem Bundesgerichtsentscheid 145 V 215 von 2019 hat sich die Beurteilung des Anspruchs auf Leistungen bei Vorliegen einer Abhängigkeitserkrankung geändert. Neu sind fachärztlich diagnostizierte Abhängigkeitserkrankungen grundsätzlich als invalidisierende Gesundheitsschäden zu beachten. Die vorliegende Bachelorarbeit der Autorin Milena Furrer mit dem Titel «Aktuelle Situation von Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung hinsichtlich der Geltendmachung des Anspruchs auf Eingliederungsmassnahmen und Renten der Invalidenversicherung» befasst sich in einem theoretischen Teil mit der Abhängigkeitserkrankung, bezieht dann methodische Aspekte der Sozialberatung mit ein und zeigt schliesslich die Grundlagen der Invalidenversicherung und der neuen Rechtsprechung auf. Trotz der neuen Rechtsprechung existieren Zweifel gegenüber der Umsetzung des neuen Rechts. Aus diesem Grund wurde mit leitfadengestützten Experteninterviews die aktuelle Situation von Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung bei der Geltendmachung von Ansprüchen gegenüber der Invalidenversicherung untersucht. Die Studie zeigte, dass in verschiedenen Bereichen immer noch Bedingungen existieren, welche die Geltendmachung der Ansprüche erschweren. Die aktuelle Praxis anerkennt den Krankheitswert der Abhängigkeitserkrankung nur bedingt: Sei es in der Erfüllung der Mitwirkungsplicht, oder dass im Namen der Schadensminderungspflicht immer noch Auflagen angeordnet werden, die sich am Abstinenzparadigma orientieren und dem aktuellen medizinischen Wissen widersprechen.