Blended Counseling in der wirtschaftlichen Sozialhilfe

Blended Counseling ist eine Kombination von Präsenzberatung und digitalen Beratungsformen, die in der Sozialen Arbeit Covid-19-bedingt unverhofften Aufschwung erfährt. Um Präsenzkontakte zu minimieren, mussten Beratungsweisen innert kürzester Zeit angepasst werden, was weitgehend ohne konzeptionelle Grundlage erfolgte. Die vorliegende Master-Thesis zieht die Erfahrungen des Sozialdienstes Stadt Bern mit Alternativen zur Präsenzberatung seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie Anfang 2020 heran, um sich mit Beratungsqualität bei Blended Counseling in der wirtschaftlichen Sozialhilfe zu befassen. Es wird den Fragen nachgegangen, wie Blended Counseling in der Sozialhilfe umgesetzt wird und wie damit eine hohe Beratungsqualität erreicht werden kann. Das methodische Vorgehen besteht aus einer Literaturrecherche zwecks Darstellung relevanter theoretischer Bezüge und einem darauf basierenden empirischen Teil mit Leitfadeninterviews mit Sozialarbeitenden sowie Sozialhilfebeziehenden des Sozialdienstes Stadt Bern, die inhaltlich strukturierend nach Kuckartz analysiert werden. Die Untersuchung zeigt, dass die Umsetzung von Blended Counseling hauptsächlich mit einer Mischung aus Präsenz-, E-Mail- und Telefonberatung erfolgt, während videobasierte Beratung trotz Vorteilen weniger zum Zug kommt. Die Analyse ergibt weiter, dass die Sozialhilfebeziehenden unterschiedliche Bedürfnisse bezüglich Kommunikationsformen haben und der reduzierten Nutzung der Sinneskanäle bei der Distanzberatung mit methodischen Anpassungen begegnet werden kann. Es erweist sich, dass Blended Counseling zu einer Intensivierung der Beratungsbeziehung führen kann und ein massgeschneidertes Beratungssetting ermöglicht. Die Studie kommt zum Schluss, dass mit fachgerecht angewandtem Blended Counseling eine optimale Beratungsqualität erreicht wird. Dabei müssen Aspekte wie Bedürfnisse, Verständigung, Kanalreduktion, Rahmenbedingungen, Niederschwelligkeit und Verantwortung besonders beachtet werden.