Die Theorie des kommunikativen Handelns als sozialpädagogische Handlungstheorie

Eine exemplarische Fallanalyse zur Anwendbarkeit der Theorie des kommunikativen Handelns auf konkrete sozialpädagogische Handlungsprobleme in der Zusammenarbeit mit verhaltensauffälligen Jugendlichen

Martin Graf sieht im Rahmen seiner Lizentiatsprüfung (1988) die Möglichkeit, dass sozialpädagogisches Handeln als Teil der Theorie des kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas gefasst werden kann und sich daraus eine Art Massstab ableiten lässt, mit welchem der praktische Erfolg von sozialpädagogischem Handeln einzuordnen ist. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Anwendung dieser theoretischen Grundlage auf konkrete sozialpädagogische Handlungsprobleme. Die Theorie erscheint dabei nicht im Sinn einer Direktive. Ziel ist es herauszufinden, was davon sich in Zusammenarbeit mit verhaltensauffälligen Jugendlichen anwenden lässt und wo die Theorie an ihre Grenzen stösst. Folgende Fragestellung soll geklärt werden:
Inwiefern kann die Theorie des kommunikativen Handelns als sozialpädagogische Handlungstheorie in der Zusammenarbeit mit verhaltensauffälligen Jugendlichen eingesetzt werden?

Der theoretische Teil dieser Arbeit befasst sich mit der Ausarbeitung eines Theoriebogens, der die Theorie des kommunikativen Handelns durch eine Reihe weiterer theoretischer Konzepte ergänzt. Ausgangspunkt bildet die zunehmende Legitimationsproblematik im Verlauf der Gesellschaftsmodelle. Auf dieser Grundlage werden die relevanten Begriffe aus Habermas’ Gesellschaftstheorie geklärt und mit dem Begriff des sozialpädagogischen Handelns konfrontiert. Anschliessend wird der Begriff der Verhaltensauffälligkeit bei Jugendlichen aus einer übergeordneten, gesellschaftlichen Perspektive geklärt. Dies ermöglicht den Zugang zu einer bestimmten Art und Weise des Denkens, welche die Mechanismen und Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit verhaltensauffälligen Jugendlichen sichtbar macht, zu erklären vermag und den theoretischen Ausführungen entsprechende Auswirkungen auf das Intervenieren und Handeln hat.

Im empirischen Teil dieser Arbeit kommen, im konkreten Fall von Lukas, die Konzepte des Theoriebogens zur Anwendung. Die entstandene exemplarische Fallanalyse geht von Originaldaten der sozialpädagogischen Fallbegleitung bei der BEO-Schifflaube aus. Somit wird eine Form aus der täglichen Arbeit des Autors ins Wissenschaftliche übersetzt und der sozialarbeiterische Realitätsbezug als Datengrundlage verwendet.

Das Einsetzen der theoretischen Grundlage im konkreten Fall von Lukas hat gezeigt, dass sich aus der Theorie des kommunikativen Handelns tatsächlich ein klarer Massstab ableiten lässt, mit welchem der praktische Erfolg von sozialpädagogischem Handeln eingeordnet werden kann. Dies eröffnet auf der Handlungsebene Chancen. Immer dann, wenn das übergeordnete und aus der Sicht der Theorie des kommunikativen Handelns einzig legitimationsfähige Ziel der Sozialintegration aus dem Fokus zu geraten droht, kann der kritische Diskurs eingesetzt werden, um sozialpädagogisches Handeln zu problematisieren. Dies schafft im Fall eines Konsenses, die Grundlage für ein Justieren des Handelns, damit sozialintegrative Prozesse wieder gefördert werden können.

 

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Pascal Jäggi
Die Theorie des kommunikativen Handelns als sozialpädagogische Handlungstheorie
Eine exemplarische Fallanalyse zur Anwendbarkeit der Theorie des kommunikativen Handelns auf konkrete sozialpädagogische Handlungsprobleme in der Zusammenarbeit mit verhaltensauffälligen Jugendlichen
Bachelor-Thesis
66 Seiten
27.08.2015
978-3-03796-544-3