Förderung informeller Bildungsgelegenheiten und -prozesse in der Offenen Jugendarbeit: eine Frage des Bildungsverständnisses?

Eine ethnografische Untersuchung zur Förderung informeller Bildungsgelegenheiten und -prozesse in der Praxis der Offenen Jugendarbeit

Die Bildungsfunktion und der Bildungsanspruch der Offenen Jugendarbeit erhalten seit den ersten PISA-Ergebnissen in der Politik und Gesellschaft wie auch im Fachdiskurs eine grosse Aufmerksamkeit. In der Diskussion finden sich Konzepte wieder, die die Offene Jugendarbeit vermehrt in den Bildungsauftrag der Schule miteinbeziehen. Wiederum wird im Fachdiskurs eine selbstbewusste Abgrenzung der Offenen Jugendarbeit in Bezug auf ihren Bildungsauftrag gefordert. Dabei soll sich die Offene Jugendarbeit auf ihr besonderes Bildungspotenzial im informellen Bereich fokussieren und sich ein Bewusstsein für das eigene Bildungsverständnis schaffen. Die nachfolgende Untersuchung beschäftigt sich daher mit dem Thema der Wahrnehmung und Förderung informeller Bildungsgelegenheiten und -prozesse in der Offenen Jugendarbeit. Des Weiteren wird der Frage nach dem Bildungsverständnis der Jugendarbeitenden und deren Bildungsorientierung im Praxisalltag nachgegangen. Hierfür wurden anhand eines ethnografischen Untersuchungsdesigns, welches die Durchführung von teilnehmenden Beobachtungen und Feldinterviews beinhaltete, Daten aus dem Feld erhoben. Die Auswertung erfolgte in Kombination mit ethnografischen Fallanalysen und Verfahrensschritten der Grounded Theory. Anhand dessen konnten fünf begünstigende Bedingungen aufgeführt werden, die zu einer gelingenden Wahrnehmung und Förderung informeller Bildungsgelegenheiten und - prozesse beitragen konnten. Des Weiteren konnte aufgezeigt werden, dass im Praxisalltag der Offenen Jugendarbeit durchaus eine bildungsorientierte Jugendarbeit praktiziert wird. Dabei wurde erkennbar, dass sich Jugendarbeitende an ein humanistisches Bildungsverständnis anlehnen und sich dabei am Subjekt und an der Förderung der Selbstbildung orientieren. Ob das eigene Bildungsverständnis und die Bildungsorientierung den Jugendarbeitenden bewusst sind, bleibt weiterhin offen. Jedenfalls bieten die Ergebnisse der Untersuchung Anlass für theoretische und konzeptionelle Auseinandersetzungen in der Praxis und weitere empirische Forschung.

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Fitore Muhadjeri-Dreshaj
Förderung informeller Bildungsgelegenheiten und -prozesse in der Offenen Jugendarbeit: eine Frage des Bildungsverständnisses?
Eine ethnografische Untersuchung zur Förderung informeller Bildungsgelegenheiten und -prozesse in der Praxis der Offenen Jugendarbeit
Master-Thesis
134 Seiten
2022