Inhalte von Beratungen für volljährige Betroffene häuslicher Gewalt

Eine Analyse des Umfangs und der Unterschiede zwischen den Opferberatungsstellen in der Deutschschweiz

In der Schweiz erbringen Opferberatungsstellen Beratungen für Betroffene von häuslicher Gewalt. Grundlage dazu bietet das Bundesgesetz über die Hilfe an Opfer von Straftaten (OHG). Für die Ausführung des OHG sind die Kantone beauftrag. So sind unterschiedliche lokale Versorgungsstrukturen entstanden. Mit dem Beitritt der Schweiz zur Istanbul-Konvention im Jahr 2017 rückte das Thema der häuslichen Gewalt vermehrt in den Fokus der Politik. Eine Überprüfung der Schweiz durch eine Expert*innen-Kommission des Europarats ergab, dass sich die Versorgungslage von Betroffenen häuslicher Gewalt je nach Kanton unterscheidet. Diese Feststellung wird in der vorliegenden Master-Thesis weiter untersucht. Dabei wird der Fokus auf Beratungsinhalte von Opferberatungsstellen in der Deutschschweiz gelegt. In einem ersten Schritt wird der Frage nachgegangen, welche Inhalte eine bedarfsgerechte Beratung von volljährigen Betroffenen häuslicher Gewalt umfasst. Dieser Katalog von Beratungsinhalten wird anschliessend mit dem tatsächlichen Angebot von Opferberatungsstellen der Deutschschweiz, die über ein entsprechendes Angebot verfügen, abgeglichen. So wird untersucht, welche Inhalte tatsächlich abgedeckt werden. In einem dritten Schritt werden Erklärungen für mögliche Unterschiede zwischen den einzelnen Beratungsstellen gesucht. Als wichtige Erkenntnis der Untersuchung wird ein Katalog an Beratungsinhalten für Betroffene häuslicher Gewalt präsentiert. Dieser ist in fünf Oberthemen gegliedert, nämlich «Beratung zu psychosozialen Themen», «Beratung zu sozialen Themen», «Beratung zum Thema Sicherheit», «Beratung zu rechtlichen Themen» und «Unterstützung bei der Inanspruchnahme weiterer Hilfeleistungen». Weiter wird gezeigt, dass zwischen den einzelnen Organisationen der Opferberatung in der Deutschschweiz in Sachen Beratungsinhalte Unterschiede vorhanden sind. Diese sind vor allem in den Themenbereichen der «Beratung zu sozialen Themen» und «Unterstützung bei der Inanspruchnahme weiterer Hilfeleistungen» zu finden. Eine Erklärung dafür, dass einige Beratungsstellen zu weniger Inhalten eine Beratung anbieten, könnten mangelnde Ressourcen sein. Den einzelnen Opferberatungsstellen wird aufgrund der erarbeiteten Erkenntnisse empfohlen, die angebotenen Beratungsinhalte zu überprüfen. Dabei ist der Schwerpunkt primär auf die Analyse zu legen, ob im Beratungsangebot Lücken bestehen und wie diese kompensiert werden können. Dabei ist bei der Vermittlung an andere Stellen zwingend eine gelingende Triage zu beachten.

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Tobias Frank
Inhalte von Beratungen für volljährige Betroffene häuslicher Gewalt
Eine Analyse des Umfangs und der Unterschiede zwischen den Opferberatungsstellen in der Deutschschweiz
Master-Thesis
115 Seiten
09.08.2023
10.26038/913746