Medikamentenmissbrauch bei Jugendlichen

Der Missbrauch verschreibungspflichtiger Medikamente unter Jugendlichen rückte in den letzten Jahren in den medialen Fokus der westlichen Gesellschaft. Dieses Phänomen wird in der vorliegenden Bachelorthesis unter Berücksichtigung theoretischer Überlegungen des Soziologen Hartmut Rosa erklärt. Aufbauend auf dieser theoretischen Grundlage wird die Bedeutung für die mobile Jugendarbeit als Handlungsfeld der Sozialen Arbeit differenziert dargestellt und folgender Fragestellung nachgegangen: Welche Erklärungsansätze bieten die theoretischen Überlegungen von Hartmut Rosa für das Phänomen des Medikamentenmissbrauchs bei Jugendlichen und was bedeutet das für die mobile Jugendarbeit? Basierend auf dem Erkenntniswissen aus der Fachliteratur werden Synthesen gebildet, welche aus der vorangehenden systematischen Auseinandersetzung mit den Aspekten der modernen Gesellschaft resultieren. Diese werden anschliessend mit der Lebensphase Jugend in Verbindung gebracht. Der Zugang zum Medikamentenmissbrauch von Jugendlichen wird über die gesellschaftlichen Problematiken nach Rosa hergestellt, verdeutlicht und im Anschluss die Bedeutungen für die mobile Jugendarbeit ausgearbeitet. Die gesellschaftlichen Betrachtungen von Hartmut Rosa über die Moderne, die Beschleunigung und den Wettbewerb bieten eine Erklärung dafür, dass gesellschaftliche Strukturen und Bedingungen zu problematischem und gesundheitsschädigendem Verhalten führen kann. Die Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen und entwicklungsspezifischen Aufgaben im Jugendalter stellen ein besonderes Spannungsfeld dar. Es wird aufgezeigt, dass der Schonraum Jugend aufgrund der Problematiken der vorherrschenden Gesellschaft gefährdet ist, was einen Medikamentenmissbrauch begünstigt. Hartmut Rosa's theoretische Überlegung zur Entfremdung bietet eine Erklärung, dass der Medikamentenmissbrauch von Jugendlichen eine Form der Problembewältigung darstellt, wobei die Einnahme von stimulierenden Medikamenten Ausdruck dafür sein kann, dem vorherrschenden Leistungsdruck standhalten zu wollen. Demgegenüber kann die missbräuchliche Einnahme von beruhigenden Medikamenten als Ausdruck von Distanzierung zur Leistungsgesellschaft gedeutet werden. Um einen professionellen Umgang mit dem Medikamentenmissbrauch bei Jugendlichen zu finden, wird auf die theoretische Überlegung der Resonanz nach Hartmut Rosa zurückgegriffen. Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass die mobile Jugendarbeit durch Aktivierung und Partizipation Selbstwirksamkeitserfahrungen ermöglichen kann. Mittels Beziehungsarbeit hat sie das Potenzial, ein konsistenter sozialer Kontakt zu werden, der Orientierung bietet. Damit könnte bewirkt werden, dass Jugendliche dem Medikamentenkonsum anders begegnen.

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Andrea Claudia Kuchen, Julia Alexandra Wyss
Medikamentenmissbrauch bei Jugendlichen
Bachelor-Thesis
101 Seiten
05.2021
10.26038/332933