Zusammenarbeit zwischen den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden und den Sozialdiensten im Kanton Bern

Eine qualitative Untersuchung nach fünfjähriger Praxis

Mit der Einführung des neuen Kindes- und Erwachsenenschutzrechts per 1. Januar 2013 wurden in der Schweiz interdisziplinäre Fachbehörden eingeführt. Im Kanton Bern gibt es elf kantonale Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) und eine burgerliche KESB. Die KESB erfüllt ihre Aufgaben in Zusammenarbeit mit zahlreichen Verwaltungsstellen und Trägern öffentlicher Aufgaben, wobei mit den kommunalen und regionalen Sozialdiensten (SD) die bedeutendste Kooperationsbeziehung besteht. Die 68 SD haben aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte sehr unterschiedliche Organisationsformen und Grössen und sind im Gegensatz zur KESB den Gemeinden unterstellt. Die Arbeit der KESB stand in den vergangenen Jahren schweizweit wiederholt in der öffentlichen Kritik. Verschiedene Evaluationsberichte kamen jedoch zum Schluss, dass die KESB in einem schwierigen Umfeld professionell gute Arbeit leistet aber angesichts der noch jungen Organisation Optimierungspotential besteht.

 

In der vorliegenden Masterarbeit wurde die Zusammenarbeit zwischen der KESB und den SD im Kanton Bern untersucht. In einem ersten Teil wurde die Organisation des Kindes- und Erwachsenenschutzes im Kanton Bern dargestellt. Im zweiten, theoretischen Teil wurden anhand des St. Galler Managementmodells Aspekte von Organisationen mit Fokus auf die Zusammenarbeit mit ihren Stakeholdern erläutert. Dieses gibt eine gute Übersicht über relevante Aspekte einer Organisation und bietet sich als wertvolles Denkmuster und als Management-Landkarte an. Im dritten Teil wurden Evaluationsberichte zur bisherigen Arbeit der KESB vom Bund und verschiedenen Kantonen hinsichtlich der Zusammenarbeit der KESB mit Stakeholdern, namentlich den Abklärungsdiensten und Berufsbeistandschaften, untersucht.

 

Im empirischen Teil wurden die bei Mitarbeitenden der SD, der KESB und dem Kantonalen Jugendamt durchgeführten qualitativen Untersuchungen erläutert. Die Untersuchung zeigt, dass sich die Zusammenarbeit der einzelnen KESB-Standorte mit den zugeordneten SD unterschiedlich aber grundsätzlich gut etabliert hat. Die von der Legislative den einzelnen Agierenden zugeordneten Rollen und Aufgaben scheinen geklärt und in der Praxis gefestigt zu sein. Die Vielfalt der festgestellten Zusammenarbeitsformen ist wahrscheinlich weniger von den strukturell unterschiedlichen Rahmenbedingungen geprägt, als vielmehr von den beteiligten Personen. Die Kommunikation zwischen den Kooperationsbeteiligten wird heterogen wahrgenommen.

 

Die Masterarbeit schliesst mit Empfehlungen für eine gelingende Zusammenarbeit zwischen der KESB und den SD. Es wird auch auf strukturelle und organisationale Aspekte hingewiesen, welche für die Optimierung der Zusammenarbeit zwischen der KESB und den SD und für einen professionellen Kindes- und Erwachsenenschutz von Bedeutung sein könnten.

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Andreas von Wartburg
Zusammenarbeit zwischen den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden und den Sozialdiensten im Kanton Bern
Eine qualitative Untersuchung nach fünfjähriger Praxis
Masterarbeit (MAS)
91 Seiten
10.2017
978-3-03796-657-0