"...hier ist immer jemand da, andere Schülerinnen und Schüler und auch das Personal."
Eine qualitativ-empirische Analyse zum Nutzen und zur Nutzung des Angebots der Tagesstrukturen der Sekundarstufe I im Kanton Basel-Stadt aus der Perspektive der Schüler*innen
Mit der Einführung der Tagesstrukturen auf der Sekundarstufe I im Kanton Basel-Stadt im Schuljahr 2015/2016 hat ein neues Handlungsfeld der Sozialen Arbeit Einzug in den Kontext Schule gehalten. Die vorliegende Master-Thesis befasst sich vor dem theoretischen Hintergrund der sozialpädagogischen Nutzer*innenforschung nach Gertrud Oelerich und Andreas Schaarschuch mit der Perspektive der Schüler*innen auf das Angebot, wobei der Fokus auf dem Nutzen und der Nutzung liegt. Genauer wird erforscht, welchen Nutzen die Schüler*innen im Angebot für sich sehen, welche Bedingungen diesen Nutzen fördern oder limitieren und wie sie mit dem Angebot umgehen und es nutzen. Es wurden an einer der insgesamt zehn Tagesstrukturen der Sekundarstufe I im Kanton Basel-Stadt fünf Beobachtungseinheiten sowie sechs leitfadengestützte, halbstrukturierte Interviews mit Schüler*innen durchgeführt, welche das Angebot in Anspruch nehmen. Die erhobenen Daten wurden anhand der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Udo Kuckartz ausgewertet und die Ergebnisse anschliessend theoretisch und in Bezug auf den Forschungsstand diskutiert.
Die Ergebnisse legen dar, dass die Schüler*innen im Umgang mit dem Angebot verschiedene Nutzungsstrategien zeigen (es konnten sechs unterschiedliche Nutzungsstrategien definiert werden) und dabei eine Erweiterung von verschiedenen Kompetenzen und Fähigkeiten stattfinden kann. Der von den Schüler*innen explizit genannte Nutzen lässt sich dabei in eine materielle, personale, infrastrukturelle und in eine Peer-Dimension gliedern. Nutzenförderliche und nutzenlimitierende Bedingungen beschreiben die Schüler*innen einerseits in Bezug auf die Interkation zwischen dem Personal und den Schüler*innen (z.B. Vertrauen, Hilfsbereitschaft, Fürsorge, Interesse / zu starke Beobachtung) und andererseits in Bezug auf die organisationale-institutionelle Ebene (z.B. Freiwilligkeit, kostenloses Angebot, Vorhandensein von Personal, vielfältiges Programm, Mitbestimmungsmöglichkeit seitens der Schüler*innen / zu kleiner Raum, zu kurze Öffnungszeiten, Handyverbot). Aufgrund der Untersuchungsbefunde zeigt sich einerseits, dass die Schüler*innen einen vielfältigen Nutzen im Angebot der Tagesstruktur sehen und eine Passung zwischen Nachfrage und Angebot vorhanden ist, gleichzeitig aber dieses Passungsverhältnis aufgrund gewisser nutzenlimitierender Bedingungen, aber auch aufgrund gewisser Inhalte, die sich im Zusammenhang mit gewissen Nutzungsstrategien zeigen, durchaus optimiert werden kann. Für eine Optimierung und Weiterentwicklung des Angebots der Tagesstrukturen auf Sekundarstufe I muss der Nutzer*innenperspektive eine besondere Beachtung geschenkt werden.