Adoleszente als Zeugen häuslicher Gewalt

Handlungsansätze für Berufsbeistandspersonen im Kindesschutz

Die Betroffenheit von miterlebter häuslicher Gewalt bei Minderjährigen, welche in der Schweiz leben, ist nur wenig erforscht. Dies obwohl bekannt ist, dass bereits das Miterleben der häuslichen Gewalt die Minderjährigen nachhaltig belasten und das Kindeswohl durch die familiäre Belastungssituation ohne Unterstützung gefährden kann. Insbesondere im Jugendalter kann sich dies auf verschiedene Art bemerkbar machen. Gleichzeitig wird das Ausmass der Gewalterfahrungen in Bezug auf Partnerschaftsgewalt zwischen Betreuungspersonen und damit verbundenen Folgen für involvierte Kinder und Jugendliche durch Fachpersonen oft nicht ab-schliessend erfasst. Das führt dazu, dass der Schutz vor häuslicher Gewalt und die Begleitung im Umgang mit den Folgen oft nicht ausreichend gewährleistet ist. Daher stellt sich aus der Perspektive des Kindesschutz die Frage, wie Betroffene wirksam unterstützt werden können. Die Istanbul-Konvention fordert dazu auf, die Praxis im Kindesschutz dementsprechend zu verbessern und die Minderjährigen in den Fokus zu nehmen. Gleichzeitig zeigt sich im Diskurs zur Begleitung von Minderjährigen im Rahmen von Kindesschutzmassnahmen, dass die Berufsbeistandspersonen prioritär mit den Eltern arbeiten und dabei der Kontakt und die Mitwirkung der verbeiständeten Kinder und Jugendlichen oft zu kurz kommt. Dies führt zur Fragestellung: «Wie können Berufsbeistandspersonen im Kindesschutz Adoleszente, die häusliche Gewalt miterlebt haben in ihrer Entwicklung unterstützen?». Das Ziel der vorliegenden Literaturarbeit ist es, die Sensibilität von Berufsbeistandspersonen für Adoleszente, die häusliche Gewalt miterlebt haben, zu stärken und Handlungsansätze abzuleiten, um die Unterstützung in ihrer Entwicklung zu verbessern. Die Fragestellung wurde mittels einer Literaturrecherche beantwortet, welche insbesondere wissenschaftliche Publikationen zu den Themen Adoleszenz, miterlebte häusliche Gewalt und Beistandschaft im Kindesschutz einbezog.


Die Ergebnisse zeigen auf, dass die Partizipation der Adoleszenten für eine effektive Unterstützung erforderlich ist. Dabei wird insbesondere die Relevanz ausgeprägter Selbst- und Sozialkompetenzen sowie das Verfügen über fundiertes Fachwissen der Berufsbeistandspersonen betont. Die Ergebnisse werden entlang eines Fallbeispiels diskutiert. Dadurch wird eine mögliche Herangehensweise in der Begleitung von Adoleszenten durch Berufsbeistandspersonen angezeigt und betont. Weiterführende Forschung könnte die Wirksamkeit der abgeleiteten Handlungsansätze empirisch überprüfen. Die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik kann dazu beitragen, die Praxis der Sozialen Arbeit weiterzuentwickeln und dass Berufsbeistandspersonen im Kindesschutz ein evidenzbasierte Interventionsportfolio zur Verfügung gestellt

Mehr Weniger
Leonie Ryf, Anita Wymann, Sarah Laura Bischof
Adoleszente als Zeugen häuslicher Gewalt
Handlungsansätze für Berufsbeistandspersonen im Kindesschutz
Bachelor-Thesis
125 Seiten
2024