Alkoholabhängigkeit kennt kein Alter

Im Ruhestand dem Alkohol verfallen

Alkoholabhängigkeit im Alter – ein gesellschaftliches Tabuthema, welches lange Zeit verharmlost und von Wissenschaft, Forschung sowie Organisationen im Sozial- und Gesundheitswesen kaum beachtet wurde. Durch den demografischen Wandel und die zunehmende Lebenserwartung stieg die Zahl alkoholabhängiger Seniorinnen und Senioren in den letzten Jahren markant an, was zu einer gegenwärtig verstärkten Wahrnehmung des Problems geführt hat. Die Bevölkerung ab 60 Jahren wird bisher kaum als eigenständige Zielgruppe von präventiven Massnahmen zur Verhinderung einer Alkoholabhängigkeit erfasst und oftmals in die Gruppe der erwachsenen Personen miteinbezogen. Doch durch die stetig wachsende Ausdehnung des Alters als Lebensphase und der damit verbundenen Heterogenität der Lebenslagen können Seniorinnen und Senioren längst nicht mehr mit Menschen im Erwerbsleben gleichgesetzt werden, denn gerade in den Lebensbereichen Gesundheit, Beschäftigung, Finanzen und soziale Beziehungen finden im Alter bedeutende Veränderungen statt, welche Einflüsse auf eine Alkoholabhängigkeit haben können. Mit steigendem Alter verändert sich zudem die Reaktionsweise des Körpers auf den Alkohol. Durch die Abnahme des Wasseranteils im Körper, die verminderte Regenerationsfähigkeit der Leberzellen sowie die schwächere Gehirndurchblutung wirkt der Alkohol bei älteren, alten und hochbetagten Menschen stärker und das Risiko einer Abhängigkeit steigt. Um in Erfahrung zu bringen, weshalb Seniorinnen und Senioren im Ruhestand dem Alkohol verfallen, liefert diese Arbeit Antworten darauf, welche Risiko- und Schutzfaktoren bei Personen ab 60 Jahren die Entstehung einer Alkoholabhängigkeit beeinflussen können. Zur Beantwortung der Fragestellung werden die verschiedenen Lebensbereiche älterer, alter und hochbetagter Menschen analysiert und die Ergebnisse im Anschluss mit aktuellen Forschungsdaten zu Risiko- und Schutzfaktoren bezogen auf jüngere Personen in Verbindung gebracht. Zur Darstellung der Ergebnisse wird das Modell „Trias der Suchtursachen“ herangezogen, das Ursachen einer Abhängigkeit den Bereichen Droge, Person und Umwelt zuteilt. Die erarbeiteten Ergebnisse zeigen, dass die verschiedenen Risiko- und Schutzfaktoren eng miteinander verbunden sind, in einer stetigen Wechselwirkung zueinanderstehen und sich gegenseitig beeinflussen. Ausserdem wird deutlich, dass altersspezifische präventive und gesundheitsfördernde Angebote zur Stärkung von Schutzfaktoren von grosser Bedeutung sind. Institutionen in den entsprechenden Arbeitsbereichen stehen jedoch aktuell vor der Herausforderung, dass sie aufgrund von finanziellen Sparmassnahmen von einem Leistungsabbau bedroht sind. Abschliessend lässt sich festhalten, dass die erarbeiteten Ergebnisse für die gegenwärtigen Seniorinnen und Senioren gelten, dass sie jedoch aufgrund der sich verändernden Lebenslagen bei ins Alter nachrückenden Generationen überprüft und allenfalls angepasst werden müssen.

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Niklaus Schnider, Tanja Romang
Alkoholabhängigkeit kennt kein Alter
Im Ruhestand dem Alkohol verfallen
Bachelor-Thesis
103 Seiten
2018
978-3-03796-677-8