Ausgebildet, ausgereist und ausgebremst!

Hochqualifizierte Frauen aus Drittstaaten integrieren sich in den Schweizer Arbeitsmarkt

Durch das Inkrafttreten des Personenfreizügigkeitsabkommens am 01. Juni 2002 profitieren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union in der Schweiz von erleichterten Arbeits- und Aufenthaltsbedingungen. Dadurch erzeugt die Schweizer Migrationspolitik bewusst eine Selektion, welche Arbeitnehmende aus Drittstaaten gezielt benachteiligt. Art. 53 Abs. 4 des schweizerischen Bundesgesetzes über Ausländerinnen und Ausländer weist auffallend spezifisch auf die Anliegen zugewanderter Frauen hin. Die Wissenschaft spricht dabei von einer Mehrfachbelastung, welche sich aus der Wechselwirkung zwischen der Geschlechterzugehörigkeit und der nationalen Herkunft erschliessen lasse. Die daraus resultierenden Herausforderungen in der Lebensbewältigung tangieren den Auftrag Sozialer Arbeit als Menschenrechtsprofession. Recherchearbeiten haben gezeigt, dass sich Dienstleistungsangebote zur beruflichen Integration von Migrantinnen mehrheitlich auf niedrigqualifizierte Arbeitnehmerinnen beschränken. Überdies scheint es an gesamtschweizerischen Lösungen zu mangeln, welche sich den spezifischen Anliegen tertiär gebildeter Frauen aus Drittstaaten annehmen. Die geschilderten Überlegungen führten zu folgendem Forschungsinteresse: Was soll die Soziale Arbeit tun, um Migrantinnen aus Drittstaaten mit einem tertiären Bildungsabschluss im schweizerischen Arbeitsmarkt zu integrieren? In einem halbstandardisierten Verfahren wurden mehrere problemzentrierte Interviews mit betroffenen Frauen durchgeführt, welche im Anschluss gemäss den Vorgaben qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet wurden. In Bezug zur Fragestellung konnte ein erhöhter Bedarf an alltagsnahen, unkonventionellen Beratungs- und Informationsdienstleistungen festgestellt werden. Ferner besteht die Forderung nach einem durchlässigeren Anerkennungssystem für ausländische Bildungsabschlüsse. Durch eine stetige Abkehr von der klassischen Leistungsorientierung, soll der Wert informeller Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt gesteigert werden. Um ratsuchende Frauen aus dem Ausland bei migrationspolitischen Fragen fachkundig beraten zu können, sind professionelle Aus- und Weiterbildungsgänge gefragt, welche den Fachkräften migrationsspezifische Forschungserkenntnisse vermitteln und die Sensibilisierung hinsichtlich kultureigener Themen vorantreiben. Im Erhebungsprozess konnten keinerlei Studienergebnisse zu den Potenzialabklärungen der Kantonalen Integrationsprogramme konsultiert werden, welche Rückschlüsse auf deren Nachhaltigkeit erlauben. Diesbezüglich besteht Anlass zur Erhebung zusätzlicher Daten. Im Rahmen künftiger Forschungsarbeiten sind Unterstützungsmodelle zu erproben, welche den Integrationsprozess hochqualifizierter Migrantinnen als Langzeitbegleitung verstehen und deren Wirkungserfolge beziffern.

 

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Samray Signer-Yirgu, Tiana Zuhr
Ausgebildet, ausgereist und ausgebremst!
Hochqualifizierte Frauen aus Drittstaaten integrieren sich in den Schweizer Arbeitsmarkt
Bachelor-Thesis
151 Seiten
05.2021
10.26038/328017