Betreuung älterer Menschen ohne Unterstützung durch Familienangehörige

Ressourcen und Strategien älterer alleinwohnender Menschen zur Deckung ihres Betreuungsbedarfs

Ausgezeichnet mit dem Anerkennungspreis des Vereins Alumni BFH Soziale Arbeit

Die Betreuung älterer alleinwohnender Menschen wird in der Schweiz vorwiegend durch Familienangehörige geleistet. Ältere Menschen ohne Unterstützung durch Familienangehörigetragen das Risiko, in der Deckung ihres Betreuungsbedarfs auf sich gestellt zu sein, weil sienicht auf diese Ressource zählen können. Versuchen sie die fehlende familiale Betreuungdurch kostenpflichtige formelle Betreuungsleistungen zu kompensieren, führt das zu finanziellen Belastungen, welche die älteren Menschen fast ausschliesslich selbst tragen müssen. Die sozialstaatliche Unterstützung diesbezüglich ist als gering einzustufen. Ein sozialrechtlich verankertes Anrecht auf Betreuung im Alter kennt die schweizerische Gesetzgebung nicht. Inländlichen Gemeinden ist die erwähnte Zielgruppe häufig zusätzlichen Erschwernissen wiebeispielsweise dem Rück- und Abbau von Infrastruktur, lückenhaften Dienstleistungsangeboten und weiten Entfernungen zu Versorgungseinrichtungen ausgesetzt.Die Verfasserinnen interessiert, wie die Betroffenen diesen Herausforderungen begegnen. Inder aktuellen Fachliteratur liegen dazu wenige Forschungsergebnisse vor. In dieser Thesisgehen die Verfasserinnen deshalb der Frage nach, mit welchen Ressourcen und Strategienältere alleinwohnende Menschen ohne Unterstützung durch Familienangehörige in ländlichenGemeinden versuchen, ihren vorhandenen Betreuungsbedarf zu decken.Für die Bearbeitung dieser Fragestellung führen die Verfasserinnen fünf semistrukturierte Interviews mit älteren Menschen, die keine Unterstützung von Familienangehörigen erhalten.Die Datenauswertung erfolgt mittels inhaltlich strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse nachKuckartz.Als grosse Ressource für die Deckung des Betreuungsbedarfs identifizieren die Verfasserinnen das informelle soziale Netzwerk der Befragten. Damit informelle Betreuungssettings gelingen, ist für die Befragten relevant, dass sie Kontakt zu Personen im Nahraum knüpfen undbeständig an einem Wohnort leben. So benötigt es demnach infrastrukturelle Gegebenheiten,Orte und Räume, die Begegnungen ermöglichen und niederschwellig zugänglich sind. Personen des formellen Netzwerks und die jeweiligen Institutionen sind eine wichtige Ressource,um der Zielgruppe Informationen über Betreuung zugänglich zu machen und formelle Betreuung für Zuhause zu organisieren.Die Verfasserinnen leiten aus ihren Forschungsergebnissen Empfehlungen für das methodische Handeln der Professionellen der Sozialen Arbeit ab, die ihnen in der Absicht, die Zielgruppe in der Deckung ihres Betreuungsbedarfs zu unterstützen, Orientierung geben können.

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Vera Aldridge, Nina Siery
Betreuung älterer Menschen ohne Unterstützung durch Familienangehörige
Ressourcen und Strategien älterer alleinwohnender Menschen zur Deckung ihres Betreuungsbedarfs
Bachelor-Thesis
134 Seiten
05.2021
10.26038/354966