Blinde Flecken in der Sozialen Arbeit: Lernen vom Globalen Süden zur Bearbeitung struktureller Diskriminierung
Eine Theoriearbeit zur Bedeutung von Ubuntu und Konfuzianismus für eine dekoloniale Praxis der Sozialen Arbeit
Die Soziale Arbeit verfolgt gemäss internationaler Definition das Ziel der sozialen Gerechtigkeit. Jedoch zeigt sich in der Ausgangslage, dass die Soziale Arbeit selbst in diskriminierenden Strukturen verstrickt ist und ihre Ansätze vorwiegend auf westlichem Wissen beruhen. Dadurch unterdrückte und vernachlässigte sie bislang das Wissen aus dem globalen Süden. Dabei ist eine bedeutende Erkenntnis, dass die tief verwurzelten Ungleichheiten auf die kolonialen Praktiken und die westlich geprägte individualistische Epistemologie zurückzuführen sind. Daher untersucht die vorliegende theoretische Arbeit, wie die westliche Soziale Arbeit aus theoretischen Ansätzen des Globalen Südens lernen kann, um strukturelle Diskriminierung zu bearbeiten. Mittels Einbezugs postkolonialer Theorien kann das westliche Narrativ infrage gestellt werden. Anhand der Auseinandersetzung mit sozialen Wohlfahrtspraktiken aus dem Globalen Süden werden westliche sozialarbeiterische Ansätze relativiert. Durch die Analyse von zwei beispielhaften Konzepten, nämlich der Ubuntu-Philosophie und dem Konfuzianismus, werden alternative Denkweisen aufgezeigt, die sich auf die Gemeinschaft und das moralische Handeln konzentrieren. Dabei hinterfragen diese Ansätze individualistische Konzepte und ermöglichen einen Perspektivenwechsel. Zudem ermöglichen sie, westliche Begrifflichkeiten zu hinterfragen und die strukturelle Diskriminierung aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Eine direkte Übertragung dieser Konzepte auf den Globalen Norden ist kaum möglich, da die historische, soziale und kulturelle Einbettung von Grund auf verschieden ist. Dennoch ermöglichen diese Konzepte eine erforderliche Reflexion über die bestehenden Machtverhältnisse und geben Impulse, wie diesen begegnet werden kann, um soziale Gerechtigkeit anzustreben.