"... de Rest lönds mi i Ruhe, und ich la sie i Ruhe"

Der Sozialdienst aus Sicht von heroinabhängiger Klientel in Substitutionsbehandlung

Die meisten heroinabhängigen Menschen leben von der Sozialhilfe. Eine Literaturrecherche und die eigene Berufserfahrung während der Praktika haben gezeigt, dass es keine einheitlichen Konzepte auf Sozialdiensten für diese besondere Klientel gibt. Nach einem theoretischen Zugang zu besonderen Bedürfnissen dieser Klientel, wird im empirischen Teil die Schnittstelle zwischen Sozialdienst und heroinabhängigen Klientinnen und Klienten aus der Perspektive von Betroffenen in den Fokus genommen. Dazu werden drei von acht geführten biografisch-narrativen Interviews mit heroinabhängigen Klienten in Substitutionsbehandlung in einer Einzelfallstudie nach der Narrationsanalyse von Fritz Schütze analysiert.

Das Ziel dieser Arbeit ist einerseits die Bedeutung des Sozialdienstes im Leben von heroinabhängiger Klientel aus Sicht von Betroffenen transparent zu machen und andererseits ihre subjektive Sicht und Wirklichkeitskonstruktion als Grundlage für eine bessere Zusammenarbeit nutzbar zu machen. Es wird dabei der folgenden Hauptfrage nachgegangen:
Welche Bedeutung hat der Sozialdienst aus Sicht von heroinabhängigen Klientinnen und Klienten in Substitutionsbehandlung im Laufe ihres Lebens?

Auf der Grundlage einer theoretischen Auseinandersetzung und einer Narrationsanalyse wird zuerst versucht, die Frage nach Erfahrungen mit dem Sozialdienst von betroffenen Klientinnen und Klienten zu beantworten. Entsprechen die Leistungen ihren Bedürfnissen gemäss ihrer subjektiven Beurteilung, oder wären alternative Hilfeleistungen sinnvoll? Das entwickelte theoretische Modell deutet auf eine Verstrickung verschiedener personaler und/oder umweltbedingter Risikofaktoren und widrigen Lebensumständen hin, welche die drei Klienten in eine Heroinabhängigkeit brachten und durch die damit verbundene eingeschränkte Handlungsfähigkeit letztendlich zur Sozialhilfe führten.

Aus den Ergebnissen der Einzelfallstudie wird deutlich, dass heroinabhängige Klienten in Substitutionsbehandlung, die von der Sozialhilfe leben, im Schnitt nur etwa zwei bis drei Gesprächstermine pro Jahr auf dem Sozialdienst haben. Damit und mit dem kaum existierenden Druck für ein Arbeitsprogramm scheinen sie zufrieden zu sein, was aber im Widerspruch steht zur Aussage, dass sie Impulse von aussen benötigen, um Veränderungen einzuleiten.

Aus den drei Erzählungen konnte herausgearbeitet werden, dass diese Klienten dem Sozialdienst und dem Sozialhilfebezug subjektiv nur geringe Bedeutung zuschreiben. Für die Zusammenarbeit mit dieser Klientel auf dem Sozialdienst scheint die Stärkung ihres Selbstwertes und der intrinsischen Motivation wichtig zu sein, um eine Veränderung aus eigenem Antrieb anzugehen.

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Salome Lina Nikol, Ursula Stäger-Roos
"... de Rest lönds mi i Ruhe, und ich la sie i Ruhe"
Der Sozialdienst aus Sicht von heroinabhängiger Klientel in Substitutionsbehandlung
Bachelor-Thesis
153 Seiten
29.09.2015
978-3-03796-557-3