Der professionsethische Kompass von ChatGPT in derSozialen Arbeit
Eine quantitative Analyse
Die vorliegende Masterthesis beschäftigt sich mit der Nutzung von ChatGPT in der Sozialen Arbeit unter dem Gesichtspunkt der Ethik. Der Einsatz von solchen Modellen in realen Szenarien birgt potenzielle Risiken, wie beispielsweise das Verstärken von Stereotypen oder Diskriminierung, was sich direkt und nachteilig auf Klient:innen der Sozialen Arbeit auswirken kann. Ziel der Studie ist es daher zu prüfen, ob sich die Normvorstellungen hinter ChatGPT mit professionsethischen Grundsätzen der Sozialen Arbeit vereinbaren lassen.
Mittels einer quantitativen Vignettenstudie (multifaktorieller Survey) wird untersucht, inwiefern sich ChatGPT in Entscheidungssituationen Sozialer Arbeit an den Grundsätzen der Gleichbehandlung, Partizipation, Integration, Ermächtigung und Selbstbestimmung orientiert. Dabei werden verschiedene Merkmale einer Situationsbeschreibung systematisch variiert und die Reaktionen auf die unterschiedlichen Stimuli analysiert. Die Studie vergleicht die Antworten von ChatGPT zusätzlich mit denjenigen von Fachpersonen Sozialer Arbeit und versucht, Unterschiede im Antwortverhalten zu identifizieren und zu erklären.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Normvorstellungen lediglich im Punkt der Gleichbehandlung decken – es lässt sich weder bei ChatGPT noch bei Fachpersonen Sozialer Arbeit diskriminierendes Verhalten bezüglich Geschlecht oder Nationalität identifizieren. Alle anderen Grundsätze werden von Fachpersonen stärker berücksichtigt als von ChatGPT. In diesen Bereichen sind die Normvorstellungen demzufolge unterschiedlich. Überdies zeigt ChatGPT ein relativ homogenes Antwortverhalten, was der Komplexität sozialarbeiterischer Handlungspraxis nicht gerecht wird. Dies führt zum Schluss, dass ChatGPT (noch) nicht in der Lage ist, ethisch begründete Entscheidungen im Kontext der Sozialen Arbeit zu treffen. Die Studie betont zudem, wie wichtig es ist, Antworten von ChatGPT stets zu reflektieren.