Die Beziehungen zwischen Organisationen und ihren Stakeholdern
Wie Geschäftsleitende von Organisationen des ambulanten Suchtbereichs die Beziehung zu Stakeholdern gestalten und erleben. Eine Analyse des Stakeholder-Relationship-Managements in der Praxis.
Organisationen sind keine Inseln, sie sind eingebettet in ein Umfeld von Stakeholdern. Stakeholder haben aufgrund von gesellschaftlichen Veränderungen oder technologischen Entwicklungen bestimmte Anliegen und machen ihr entsprechendes Interesse geltend. Die Anliegen und Interessen der unterschiedlichen Stakeholder sind nicht immer konsistent oder übereinstimmend. Divergieren diese Ansprüche und Erwartungen stark oder widersprechen sie sich gar, entstehen Spannungsfelder, die im Rahmen der Austauschbeziehung umsichtig bewirtschaftet werden müssen, sollen sie für den Fortbestand der Organisation nicht zum Risiko werden. Entsprechend gilt es für die Organisationen, diese Anliegen und Interessen der Stakeholder zu antizipieren und entsprechend zu agieren, beziehungsweise sie zu erfassen und darauf zu reagieren. Diese Arbeit geht der Frage nach, wie Geschäftsleitende von Nonprofit-Organisationen des ambulanten Suchtbereichs die Beziehungen zu ihren Stakeholdern gestalten. Anhand einer qualitativen Befragung von Geschäftsleitenden des ambulanten Suchtbereichs mittels Leitfaden-gestützten Interviews wurden die instrumentellen Grundlagen der Beziehungsgestaltung, wie sie in der Praxis ausgeführt wird, erhoben. Im Weiteren wurden die Geschäftsleitenden zu den Rahmenbedingungen der Beziehungsgestaltung und den damit verbundenen Herausforderungen befragt. Es zeigt sich, dass die Praxis der ambulanten Suchtberatung einen breiten methodischen Fundus zur Beziehungsgestaltung besitzt und mit systematischen, institutionalisierten Befragungen und fachlicher Kooperationen auf verändernde Anliegen ihrer Stakeholder reagieren kann. Aus der Abhängigkeit von grundsätzlich knappen Ressourcen als strukturelle Rahmenbedingung und dem Bedarf an organisationaler Weiterentwicklung entsteht jedoch auch eine Diskrepanz, die sich auf die Ausschöpfungsmöglichkeiten der Beziehungstätigkeiten niederschlägt. Auf diese Diskrepanz reagiert die Praxis mit zunehmender Professionalisierung ihrer Kommunikation, mit der Schaffung von Weiterentwicklungsmöglichkeiten durch Generierung von Eigenmitteln sowie mit gezielter Überzeugungsarbeit bei politischen Instanzen.