Die Entschädigung für Haushaltsführung in der Sozialhilfe
Eine qualitative Untersuchung der angewandten Praxis in Sozialdiensten im Kanton Bern
Diese Masterthesis stellt eine qualitative Untersuchung der sogenannten Entschädigung für Haushaltsführung in der Sozialhilfe dar. Es handelt sich dabei um eine Berechnungsgrösse, bei welcher von unterstützten Personen in Wohn- und Lebensgemeinschaften die Haushaltsführung zugunsten von Mitbewohnenden erwartet wird bei gleichzeitiger Entschädigung durch Letztere. Diese Entschädigung wird von der Sozialhilfe anhand der finanziellen Verhältnisse der nicht unterstützten Person berechnet und wird in der Folge der unterstützten Person als Einnahme in das Sozialhilfebudget eingerechnet. Dies führt im Effekt zu einer Minderung der Sozialhilfeunterstützung.
In der Sozialhilfepraxis bedeuten die Anwendung und Berechnung dieser Entschädigung für Haushaltsführung eine grosse Herausforderung und sorgen oft für Diskussionen und Unverständnis bei den betroffenen Personen. Die problembehaftete Anwendung dieses Instruments dient als Ausgangspunkt für diese Untersuchung. Im Rahmen der Datenerhebung in vier Sozialdiensten im Kanton Bern wurde die jeweilige Anwendung dieser Entschädigung für Haushaltsführung untersucht. Pro Sozialdienst wurde je ein Interview mit fachkundigen Personen in Leitungsfunktionen sowie je eine Gruppendiskussion mit Sozialarbeitenden durchgeführt, wobei diese mit einer Fallvignette stimuliert wurden.
Ausgehend von der rechtlichen und historischen Auseinandersetzung mit dem Untersuchungsgegenstand werden anhand von acht Problemfeldern die verschiedenen Auslegungen und Herausforderungen bei der Anwendung der Haushaltsentschädigung aufgezeigt und problematisiert. Es werden beobachtete Interventionsstrategien von Sozialdiensten und Sozialarbeitenden beschrieben und deren Strategiewahl durch beobachtete Erklärungsansätze erläutert. Darauf aufbauend wird eine Typenbildung anhand des dienstinternen Regulierungsgrads hinsichtlich des Ermessensspielraums in Bezug auf die HHE-Anwendung in den untersuchten Sozialdiensten angestellt. Ebenfalls wird mittels Genderperspektive ein Blick auf die Praxis der Haushaltsentschädigung geworfen.