Die Invalidenversicherung in den Medien

Eine empirische Untersuchung der Berichterstattung von vier Deutschschweizer Print- und Onlinemedien

Die Invalidenversicherung (IV) erbringt wichtige Leistungen, welche das Risiko Invalidität im Schweizerischen Sozialversicherungssystem abdecken. Nach dem Grundsatz Eingliederung vor Rente werden Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen bei der (Wieder-)Eingliederung in den Arbeitsmarkt unterstützt. Ist eine Eingliederung nicht oder nur teilweise möglich, sichert die IV mit Rentenleistungen die Existenz Betroffener ab. In der Praxis der Sozialen Arbeit ruft oft bereits die Erwähnung der IV bei der Klientel Skepsis hervor. In der Schweiz haben Massenmedien einen wichtigen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung. Somit wird auch das Image der IV auch durch die Medien (mit-)geprägt.

Unter der Fragestellung Welche Akteure und Debatten bezüglich Invalidenversicherung dominieren aktuell in den Medien und welche Rolle spielt dabei die Soziale Arbeit? setzten sich die Autorinnen der vorliegenden Bachelorthesis mit der Berichterstattung von vier unterschiedlichen Deutschschweizer Print- und Onlinemedien auseinander. In einem ersten Schritt erfolgte eine theoretische Auseinandersetzung mit den Themen Invalidenversicherung und Medien. Anschliessend analysierten die Autorinnen systematisch insgesamt 81 Artikel der Printmedien Neue Zürcher Zeitung, Berner Zeitung, Aargauer Zeitung und des Onlineportals Blick.ch, welche im Jahr 2019 veröffentlicht wurden. Dabei lag der Fokus auf den diskutierten Debatten (Agenda-Setting) und den zu Wort gekommenen Akteuren (Standing).

Die Analyse ergab, dass vor allem die 7. IV-Revision und die Debatte über eine offenbar fehlende Unparteilichkeit und Objektivität der Gutachterinnen und Gutachter, welche im Auftrag der IV-Stellen richtungsweisende medizinische Einschätzungen abgeben, intensiv diskutiert wurden. In der Regel berichteten die Medien eher negativ über die Invalidenversicherung und deren leistungsbeziehende Personen. Professionelle der Sozialen Arbeit kamen kaum zu Wort, obwohl sie als Expertinnen und Experten bezüglich sozialen Themen beigezogen werden könnten.

Durch das Verfassen der vorliegenden Arbeit ziehen die Autorinnen unter anderem folgende praxisrelevante Schlussfolgerungen für die Soziale Arbeit:
1. Sozialarbeitende müssen sich bewusst sein, dass die Darstellung der Invalidenversicherung durch die Medien auch einen Einfluss auf die Klientel der Sozialen Arbeit haben kann.
2. Sozialarbeitende sollen ihr Expertenwissen zu Debatten der Invalidenversicherung den Medien zur Verfügung stellen können.
3. Obwohl Leistungsbeziehende der IV vielfach mit Stigmatisierungen konfrontiert sind, können die vielfältigen, oftmals leider zu wenig bekannten Unterstützungsmöglichkeiten der IV eine Chance für eine erfolgreiche (Wieder-)Eingliederung in den Arbeitsmarkt sein.

Mehr Weniger
Rebecca Carolina Rütti, Deborah Wahlen
Die Invalidenversicherung in den Medien
Eine empirische Untersuchung der Berichterstattung von vier Deutschschweizer Print- und Onlinemedien
Bachelor-Thesis
117 Seiten
05.2020
10.26038/108841