Die Resonanztheorie in der Sozialen Arbeit – eine Neudimensionierung mit Mehrwert?
In der vorliegenden Bachelor-Thesis wird die Resonanztheorie nach Hartmut Rosa in Verbindung mit der Sozialen Arbeit gebracht. Mit dieser soziologischen Theorie beschreibt Hartmut Rosa die Art der Beziehungen von Individuum und Welt. Kurz: Eine Soziologie der Weltbeziehung. Diese Beziehungen sind entweder durch eine resonante oder entfremdete Weise geprägt und können als gelingend oder misslingend interpretiert werden. Für Hartmut Rosa stellt eine resonante Weltbeziehung eine gelingende Beziehung dar, die objekt- wie personenbezogen sein kann. Der Ausgangspunkt dieser Bachelor-Thesis ist die Frage, ob diese soziologische Theorie sinnvoll mit der Sozialen Arbeit in Verbindung gebracht werden kann. In dieser theoretischen Arbeit werden somit Antworten auf folgende Forschungsfrage gesucht: Inwiefern könnte eine mögliche Anschlussfähigkeit von Hartmut Rosas Resonanztheorie einen Mehrwert für die Soziale Arbeit darstellen?
Rosas Verständnis von Weltbeziehungen eröffnen einen möglichen Gegenvorschlag zum geltenden Ressourcenbegriff in der Sozialen Arbeit. Die Prüfung der Anschlussfähigkeit seines Theorienkonstrukts mittels drei Übertragungsversuchen anhand eines Fallbeispiels und der anschliessenden vertieften Klärung, ob die Anschlussfähigkeit auch einen Mehrwert bietet, brachte verschiedene Erkenntnisse hervor. Die theoretische Auseinandersetzung hat gezeigt, dass Rosas komplexe Überlegungen zwar anschlussfähig sind – der Mehrwert sich aber nur zeigen kann, wenn die Resonanztheorie so abstrahiert wird, dass sie keine Verständnisproblematiken mehr aufweist. Die Resonanztheorie bietet mit den eingeführten Begriffen der Resonanz und Entfremdung eine Perspektivenerweiterung zur Sozialen Arbeit. Bestehende Konzepte der Sozialen Arbeit können unter den Bedingungen der Resonanztheorie untersucht werden, die Resultate fallen aber vage aus und können sich widersprechen. Durch die theoretischen Bezüge wird ein tieferer Blick auf einen Fall möglich und eine sozialarbeiterische Intervention kann mit Hilfe der Resonanztheorie hergeleitet werden. Zudem wird eine Möglichkeit eröffnet, sozialarbeiterische Interventionen kritisch zu hinterfragen.
Die Erkenntnisse dieser Arbeit wurden direkt genutzt, um über die Fragestellung hinaus Grundlinien für eine Methode zu entwickeln, die auf der Resonanztheorie aufbaut. Dafür wurden Inhalte der Resonanztheorie so abstrahiert, dass sie für die Praxis Sozialer Arbeit besser nutzbar sind. Dabei war das Ziel, Stärken von Hartmut Rosas Theoriekonzept herauszuarbeiten und allfällige Schwachstellen zu überbrücken. Das Ergebnis daraus ist das RERO-Modell. Dieses methodische Konzept, gilt es nun für unterschiedliche Bereiche der Sozialen Arbeit noch auszudifferenzieren. Die Überlegungen sind noch in den Anfängen und es bedarf weiterer Anstrengungen, die Praxis miteinzubeziehen und parallel dazu das Modell methodisch weiterzuentwickeln.