Eugenik und die schweizerische Soziale Arbeit im 20. Jahrhundert
Eine kritische Reflexion von Werten und Normen.
In der Eugenik wird die Unterscheidung zwischen «würdiges» und «unwürdiges» Leben anhand eines subjektiven Wertesystems getroffen. Dabei wurde im 20. Jahrhundert vor allem die Unterschicht und jede Person, welche nicht der Norm entsprach, tangiert. Durch negative Eugenik sollte verhindert werden, dass sich «schlechtes» Erbgut verbreitete, die positive Eugenik sollte «erstrebenswerten» Nachwuchs fördern. Zu negativen eugenischen Massnahmen zählten unter anderem Sterilisationen, Heiratsverbote oder die Fremdplatzierung von Kindern. In der Schweiz litten besonders die Verdingkinder und jenische Kinder unter der Eugenik, wobei die damalige Soziale Arbeit eine wesentliche Rolle innehatten. Die damaligen Werte lassen sich durch die «Theorie universeller menschlicher Werte» von Schwartz und Bilsky einordnen. Rückschlüsse für die moderne professionelle Soziale Arbeit sind die Notwendigkeit eines Berufskodex und -verbands, die Auseinandersetzung mit eigenen Fehlern und denen der Profession, was die Bildung eines individuellen beruflichen Habitus fördert und gegenüber dem Machtgefälle sensibilisiert. Zudem ist die Reflexion der eigenen Werte, Auftrag, Profession und politischen und gesellschaftlichen Zuständen zentral.