Fallverstehen und Sozialpädagogische Diagnostik in der stationären Heimerziehung
Eine Forschungsarbeit zur Anwendung von Fallverstehen für die Hilfeplanung im Zwangskontext der Jugendhilfe
Die stationäre Heimerziehung stellt eine Form der Fremdunterbringung für Jugendliche dar, die in ihrer Entwicklung gefährdet sind. Dabei werden sie von Fachpersonen in ihrer individuellen Lebenslage unterstützt, begleitet und gefördert. Ziel der Fremdunterbringung ist es, die Jugendlichen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung so zu fördern, dass diese in der Lage sind, ihr Leben nach dem Austritt selbstständig bewältigen zu können. Um eine adäquate Hilfe zu gewährleisen, erstellen Bezugspersonen gemeinsam mit den Jugendlichen mithilfe von Fallverstehen eine Hilfeplanung. Es wird untersucht, wie Fachpersonen Fallverstehen anwenden und dabei Sozialpädagogische Diagnostik in die Hilfeplanung integrieren. Dazu wurden vier Gruppendiskussionen mit Fachpersonen aus vier Institutionen durchgeführt, die als Sozialpädagog*innen täglich mit Jugendlichen zusammenarbeiten. Die persönlichen Haltungen und Erfahrungen der Fachpersonen standen dabei im Fokus der Forschung. In diesem Zusammenhang wurde die Komplexität von dialogischer und diagnostischer Anwendung von Fallverstehen in der Hilfeplanung deutlich. Dies deutet darauf hin, dass Hilfeleistungen unterschiedlich zustande kommen und keinem Standartverfahren unterstehen. Die Fachpersonen sehen sich mehrdimensionalen Spannungsfeldern ausgesetzt und sind bestrebt, sich mit diesen auseinanderzusetzen sowie die Grundsätze der Sozialen Arbeit zu achten.