Familie im Wandel

6 Formen des familiären Zusammenlebens

In unserer Arbeit auf der Erziehungsberatungsstelle kommen wir jeden Tag mit Familien oder einzelnen Mitgliedern davon in Kontakt. Die von ihnen gelebten Familienmodelle haben auch einen Einfluss darauf, wie wir eine therapeutische oder beraterische Intervention planen. Diese Praxisrelevanz war für uns ein wesentlicher Grund, uns mit dem Thema „Familie“ im Rahmen dieser Arbeit auseinanderzusetzen. Wenn man zudem bedenkt, dass nahezu 50% der Ehen geschieden werden und die Selbstbestimmung für die Ausgestaltung der eigenen Bedürfnisse immer mehr an Bedeutung gewinnt, lohnt es sich, zu überlegen, welche Familienformen bestehen und hinter die einzelnen Familienmodelle zu blicken. Uns beschäftigte hauptsächlich die Frage, was die einzelnen Familienmodelle ausmacht und an welche spezifischen Themen gedacht werden muss in unserer täglichen Arbeit mit den Familien.

Uns ist bewusst, dass wir aus der Vielzahl der möglich Familienformen nur einen Teil abdecken können, um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen. Die Entscheidung fiel auf folgende Familienformen: Folgefamilie nach Trennung und Scheidung, temporär abwesende Elternteile durch Haft, Pflege- und Adoptionsfamilien und Regenbogenfamilie. Die Auswahl erfolgte aufgrund der Überlegung, dass so eine Mischung von weiter verbreiteten und dadurch auch vertrauteren Familienformen entsteht sowie solchen, die weniger verbreitet sind und Familienformen, die immer mehr an Verbreitung gewinnen. Durch diese Melange können sowohl den neu in den Beruf Einsteigenden als auch den „alten Hasen“ neue Impulse geboten werden.

Die Arbeit besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil widmet sich theoretischen Inhalten. Die Beschreibung der einzelnen Familienformen folgt jeweils demselben Muster. Nach einer kurzen Einleitung in die Familienform erfolgt eine Definition und ein historischer Abriss über ihre (Entstehungs-) Geschichte. Anschliessend wird auf die Verbreitung und die rechtlichen Grundlagen eingegangen, bevor nach einem Einblick in die Forschungslage auf praxisrelevante Themen und Herausforderungen für die einzelnen Familienformen eingegangen wird. Beim zweiten Teil verbinden wir die Theorie mit der Praxis. Mittels Interviews wurden Mitarbeitende auf verschiedenen Erziehungsberatungsstellen zu ihren Erfahrungen mit einzelnen Familienformen befragt. Abgeschlossen wird die Arbeit mit nützlichen Informationen und Adressen für die alltägliche Arbeit.

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Natalie Bayard-Guggisberg, Noëlle Gersbach, Flurina Melcher, Monika Steffen
Praxisforschung der Erziehungsberatung des Kantons Bern
Familie im Wandel
6 Formen des familiären Zusammenlebens
Forschungsbericht
196 Seiten
2018