Fremdplatzierung von Kindern und Jugendlichen unter dem neuen Kindes- und Erwachsenenschutzrecht im Kanton Bern

Ein Vergleich der alten und neuen Gesetzesgrundlagen und deren Auswirkungen auf die Praxis der mandatsführenden Personen im Bereich der Fremdplatzierung

Per 01. Januar 2013 trat eine revidierte Version des ZGB in Kraft. In dieser wurde der Bereich des Kindes- und Erwachsenenschutzrechtes neu organisiert. Im Kanton Bern wurden die 337 kommunalorganisierten Vormundschaftsbehörden durch zwölf kantonalorganisierte Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden abgelöst. Die Entscheidungsbefugnis liegt neu bei einer interdisziplinär zusammengestellten Fachbehörde (KESB). Die Organisation der Behörde führte ebenfalls zu einer Neuverteilung der Zuständigkeiten. In der vorliegenden Arbeit liegt das Interesse auf den Veränderungen im Arbeitsalltag der Sozialarbeitenden. Da die Massnahme der Fremdplatzierung einen besonders starken Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Familie darstellt, wurde folgende Fragestellung ausgearbeitet:

«Wie hat sich durch die Einführung des neuen Erwachsenen- und Kindesschutzrechts die Praxis des zivilrechtlichen Kindesschutzes im Bereich der Fremdplatzierung im Kanton Bern verändert?»

Um diese Fragestellung zu bearbeiten, werden Sozialarbeitende befragt, welche sowohl unter dem alten, wie auch dem neuen Kindesschutzrecht berufstätig waren. Vorgelagert zu den Gesprächen wird in einem ersten Schritt die Geschichte der Fremdplatzierung mittels Literatur aufgearbeitet. Weiter wird die Legitimation dieses Eingriffes in die Persönlichkeitsrechte der Familie ermittelt. Ein Vergleich der relevanten gesetzlichen Grundlagen im Bereich der Kindesschutzmassnahmen des Zivilrechts von 2012 bis heute wird durchgeführt. Anschliessend folgen leitfadengestützte Interviews mit narrativem Charakter mit Mandatsträgern bzw. Mandatsträgerinnen. Diese werden mit Hilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse in Anlehnung an Mayring ausgewertet. Den Abschluss bildet eine Diskussion der Ergebnisse aus den Interviews im Kontext des erarbeiteten Theoriewissens.

Die Untersuchung ergibt, dass sich durch die Organisation der KESB die Rollen der Sozialarbeitenden und deren Schnittstellen verändert haben. Die Kommunikationswege sind länger geworden und der Austausch findet mehr schriftlich statt. Es besteht ein Bedarf, diese Wege kürzer halten zu können, besonders in unstrittigen Angelegenheiten. Die Arbeitsprozesse bei einer Fremdplatzierung bleiben unverändert. Die Gesetzesrevision wurde von allen interviewten Personen begrüsst. Als Verbesserungspotenzial wird die einheitliche Umsetzung des Rechts durch die verschiedenen KESB erwähnt. Die Arbeit schliesst mit der Erkenntnis, dass den Dienststellenleitungen neu eine Vermittlungsfunktion zwischen einer Fachbehörde und professionellen Sozialarbeitenden zukommt.

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Christian Burri, Larissa Daniela Matthey
Fremdplatzierung von Kindern und Jugendlichen unter dem neuen Kindes- und Erwachsenenschutzrecht im Kanton Bern
Ein Vergleich der alten und neuen Gesetzesgrundlagen und deren Auswirkungen auf die Praxis der mandatsführenden Personen im Bereich der Fremdplatzierung
Bachelor-Thesis
126 Seiten
06.08.2018
978-3-03796-685-3