Gegenübertragung in Beratungssettings der Sozialen Arbeit

Eine qualitative Studie mit Studierenden der Sozialen Arbeit

Trotz ihres Potenzials werden die psychoanalytischen Kernbegriffe der Übertragung und Gegenübertragung in Beratungssettings der Sozialen Arbeit kaum thematisiert. Das Forschungsinteresse der vorliegenden Arbeit richtet sich dementsprechend an der Frage aus, wie sichdas Phänomen in der Beratung der Sozialen Arbeit zeigt und wie ein professioneller Umgangdamit, gerade bei Studierenden der Sozialen Arbeit, aussieht. Dieser Beitrag wird von der konstruktiven Grundhaltung geleitet, dass Gegenübertragungsreaktionen in der Beratung von der Fachkraft als Informationsquelle für das ganzheitliche Erfassen der Beziehungsdynamik sowie der Lebenswelt des Gegenübers genutzt werden können. Basierend auf diesem Verständnis soll in dieser qualitativen Forschungsarbeit die Frage nachdem Umgang mit Gegenübertragung im Beratungssetting von angehenden Sozialarbeitendenthematisiert werden. Die Grundlagen der vorliegenden Arbeit bilden dabei die theoretischenAusführungen zur Psychoanalyse, zur Professionalität und zur Beratung in der Sozialen Arbeitsowie zum psychoanalytischen Phänomen der Übertragung und Gegenübertragung. Zur Beantwortung der Forschungsfrage werden drei Leitfadeninterviews mit Studierenden der BernerFachhochschule des Departements Soziale Arbeit durchgeführt. Diese werden anhand der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2016) ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass es Studierenden der Sozialen Arbeit kaum gelingt, das Phänomen der Übertragung und Gegenübertragung in den eigenen Praxissituationen zu erkennen und als solches zu benennen. Daraus ergeben sich im Umgang damit sehr unterschiedliche Formen. Hierzu gehören: Ignorieren der Situationen, Verantwortung abgeben, Regulieren dereigenen Emotionen, Anwendung von Metakommunikation sowie Distanzieren in Form vonpsychischem und physischem Abstand. Tendenziell wählen die Studierenden eher defensive Umgangsformen. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass das Phänomen bei den Studierenden nur sehr oberflächlich bekannt ist und der Umgang damit im Studium nur wenig behandelt wird. Das Erkennen und Umsetzen des idealen Umgangs scheitern dabei häufig am Theorie-Praxis-Transfer. In den Befragungen zeigt sich jedoch auch, dass bei den Studierenden viel Potenzial in Form von Wissen und Fähigkeiten vorhanden ist, um konstruktiv mit Gegenübertragungssituationen umzugehen

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Kerstin Baeriswyl, Sidonia Conzett
Gegenübertragung in Beratungssettings der Sozialen Arbeit
Eine qualitative Studie mit Studierenden der Sozialen Arbeit
Bachelor-Thesis
104 Seiten
05.2022
10.26038/561070