Geschlechtersensible Sozialpädagogik in der Krisenintervention

Von den Paradoxien in den Handlungsanforderungen

Die aktuellen Geschlechterforschung sowie die geschlechtersensible Sozialen Arbeit sind
geprägt von einem Spannungsfeld zwischen Differenz und Diversität. Die vorliegende
Masterthesis geht von der Hypothese aus, dass sich daraus an die Sozialpädagog_innen
widersprüchliche Handlungsanforderungen richten: Einerseits gilt es Diversität
wahrzunehmen und anzuerkennen. Zugleich gilt es, das Verhältnis von gesellschaftlichen
Widersprüchen und individuellen Krisen zu berücksichtigen. Es wurde der Frage
nachgegangen, welche Paradoxien in den Handlungsanforderungen (vgl. Fritz Schütze,
2000, 2021) sich mit Fokus auf die geschlechtersensible Arbeit in der
sozialpädagogischen Krisenintervention zeigen.
Dafür wurden zwei teaminterne Gruppendiskussionen unter Sozialpädagog_innen zweier
Kriseninterventionen durchgeführt und inhaltsanalytisch nach Kuckartz und Rädicker
(2020) ausgewertet. Anhand der Berichte der Sozialpädagog_innen können verschiedene
Paradoxien in den Handlungsanforderungen identifiziert werden. Die Vermeidung der
Thematisierung von Geschlecht zeigt sich als zentrale Strategie zum Umgang mit den
Paradoxien geschlechtersensibler Arbeit. Wobei es des Weiteren zu klären bleibt, welche
Rolle den im Kontext von Geschlecht wirksamen Verdeckungszusammenhängen (Bitzan,
2001) zukommt. Ferner wird beobachtet, dass sich in der Unterstützung von
Krisenbewältigungsprozessen die widersprüchlichen Handlungsanforderungen
zwischen Stabilisierung und Öffnung stellen. Die ausgeprägte
Adressat_innenorientierung in der Krisenintervention begünstigt dabei eine offene
Haltung gegenüber Geschlechtsstereotypen und eine kritische Bearbeitung
geschlechterspezifischer Bewältigungsstrategien. Abschliessend kann festgehalten
werden, dass es zum umsichtigen Umgang mit den geschlechtsspezifischen Paradoxien
institutionelle Strukturen zur habitualisierten Anwendung geschlechtssensibler
Methoden benötigt

Mehr Weniger
Dominique Gindraux
Geschlechtersensible Sozialpädagogik in der Krisenintervention
Von den Paradoxien in den Handlungsanforderungen
Master-Thesis
85 Seiten
08.2021
10.26038/369158