Grundlagen gelingender Kooperation und Beziehungsgestaltung in der Systemischen Beratung
Das Selbstkonzept nach IFS als Methode für Beratende
Kerngeschäft sozialarbeiterischen Handels ist die Beratung. Aus systemischer Sicht ist Beratung dann erfolgreich, wenn sie als kooperativer Prozess verstanden wird. Entsprechend handelt es sich um eine gemeinsam produzierte Leistung (Koproduktion). Der hierfür notwendige dialogische Aushandlungs- und Verständigungsprozess ist nur auf der Basis einer gelingenden Beziehung zwischen Beratenden und Klientinnen und Klienten möglich (Merten, 2015, S. 36–37).
Diese Arbeit untersucht in einem ersten Schritt, wie Koproduktion bzw. gelingende Beziehung zwischen Beratenden und Klientinnen und Klienten zustande kommt. Sie orientiert sich dabei an den Arbeitsprinzipien und Haltungen der Systemischen Beratung wie auch an Feinabstimmungsprozessen.
In einem zweiten Schritt setzt sie sich mit der Rolle von Beratenden während eines Beratungsprozesses auseinander, da das Befinden von Beratenden einen Einfluss auf die Beziehungsebene ausübt, wie diverse Studien bestätigen (Beutler et al., 1986; Beutler et al., 1994; Luborsky et al., 1988; Luborsky et al., 1985; Parloff et al., 1978; Williams & Chambless, 1990, nach Frank, 2000, S. 540).
Denn neben ihrer Professionalität sind Beratende immer auch als Menschen anwesend. Ihre eigene aktuelle Befindlichkeit, ihre Biografie und ihre Werte steuern ihre Denk- und Verhaltensweisen und wirken sich damit auf die Anwendung der Arbeitsprinzipien und Haltungen der Systemischen Beratung wie auch auf Feinabstimmungsprozesse aus. Dazu kommt, dass sie Klientinnen und Klienten spiegeln und auf Resonanzen reagieren. Vorinformationen können ebenso beeinflussen wie auch evozierte Gedächtnisinhalte aus der vorherigen Beratung.
Durch die fachliche Untersuchung wird ersichtlich, dass bei Beratenden über den ganzen Beratungsprozess eine hohe Achtsamkeit intrapersonalen Reaktionen gegenüber erforderlich ist.
In der ‚Internal Family System-Therapie‘ (IFS) stellt dieser Blick nach innen die Grundlage dar. Das Selbst, welches einerseits die spirituelle Dimension des höheren Selbst aufweist, andererseits als Zentrum, als unverletzbarer Wesenskern eines jeden Menschen, angesehen wird, gilt dabei als Referenz (Sonneborn, 2021, S. 73).
Die theoriegeleiteten Erkenntnisse zeigen auf, dass das Selbstkonzept Beratenden als Orientierungsmatrix dienen kann, um die eigene Wahrnehmung und Haltung laufend zu Beziehungsgestaltung in der Systemischen Beratung reflektieren. Es stellt eine hilfreiche Beobachtungsinstanz für Beratende dar und kann somit einen Beitrag zu einer gelingenden Beziehung in der Systemischen Beratung leisten.
Die qualitative Untersuchung macht deutlich, dass sich diese Erkenntnisse in den Praxiserfahrungen der Befragten spiegeln.