Handlungsfähigkeit erweitern! Aber wie?
Handlungsorientierungen im Umgang mit sozialhilfebeziehenden jungen Erwachsenen mit Ausweich- und Blockierungstendenzen
Sozialhilfebeziehende junge Erwachsene befinden sich in einer kritischen Lebenssituation. Dies führt dazu, dass das Streben nach Handlungsfähigkeit als Grundantrieb intensiviert wird. Manche der jungen Frauen und Männer bewältigen diese Herausforderung eigenständig und auf gelingende Weise. Bei bestimmten Klientinnen- und Klientengruppen führt der Mangel an sozialer Anerkennung, Selbstwert und Selbstwirksamkeit jedoch zu einem antisozialen und/oder selbstdestruktiven Bewältigungsverhalten. Diese jungen Menschen benötigen daher zusätzliche individuelle sozialarbeiterische Unterstützung. Die Verfasser der vorliegenden Bachelor-Thesis beschäftigen sich eingehend mit der Fragestellung, wie diese im Beratungsprozess umgesetzt werden kann: Wie können sozialhilfebeziehende junge Erwachsene mit Ausweich- und Blockierungstendenzen bei der Erweiterung ihrer Handlungsfähigkeit unterstützt werden? Um die Fragestellung beantworten zu können, wird zunächst theoretisches Wissen über die Gruppe der ausweichenden und blockierten jungen Erwachsenen und das Konzept der Lebensbewältigung aufgearbeitet. Danach werden im Zwischenfazit aus der Theorie Handlungsorientierungen für den Umgang mit der betroffenen Klientel abgeleitet. In Bezug auf die beabsichtigte Handlungserweiterung entwickeln die Verfasser Arbeitshypothesen in Form eines Stufenmodells. Im empirischen Teil werden die formulierten Handlungsorientierungen mithilfe von zwei Interviews mit Fachpersonen, die in ihrer praktischen Tätigkeit junge Sozialhilfebeziehende mit Ausweich- und Blockierungstendenzen beraten, geprüft und erweitert. Zur Beantwortung der Fragestellung werden sieben Handlungsorientierungen für Fachpersonen der Sozialen Arbeit entworfen und durch das Stufenmodell bildlich dargestellt. Das Stufenmodell regt dazu an, den Beratungsprozess mit den jungen Erwachsenen mit Ausweich- und Blockierungstendenzen zweistufig zu gestalten, damit die Klientinnen und Klienten zielgerichtet und individuell bei der Erweiterung der Handlungsfähigkeit unterstützt werden können. Auf der ersten Stufe soll ein Zugang zur inneren Befindlichkeit der Betroffenen gefunden werden. Dieser Zugang wird über eine akzeptierende Haltung, bewältigungsdynamisches Verstehen und Sozialisationsreflexivität hergestellt. Die zweite Stufe beschäftigt sich mit der Stärkung von Anerkennung, Selbstwert und Selbstwirksamkeit und umfasst die Themen Reframing, funktionale Äquivalente und Netzwerkarbeit. Zudem wird auf dieser Stufe begründet, unter welchen Voraussetzungen eine Befähigung der jungen Menschen wirkungsvoll ist. Das Modell soll Fachpersonen der Sozialen Arbeit als Orientierungshilfe dienen, damit die Betroffenen auf dem Weg zur einfachen Handlungsfähigkeit adäquat begleitet werden können. Bei stagnierenden Beratungsverläufen können die formulierten Empfehlungen als Inspiration dienen.