Hochsensibilität im beruflichen Alltag der Sozialen Arbeit

Eine qualitative Untersuchung beruflicher Erfahrungen hochsensibler Sozialarbeitender

Hochsensibilität als Persönlichkeitsmerkmal ist in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend präsent, wurde im Kontext professioneller Sozialer Arbeit jedoch bislang kaum systematisch erforscht. Diese Masterthesis widmet sich deshalb der Frage, wie Sozialarbeitende, die sich selbst als hochsensibel beschreiben, ihren Berufsalltag erleben und deuten und welchen Stel-lenwert diese Selbstzuschreibung im professionellen Kontext einnimmt. Grundlage der Unter-suchung bilden neun problemzentrierte Interviews mit Fachpersonen der Sozialen Arbeit, die mithilfe der Grounded Theory nach Strauss & Corbin ausgewertet und einer vertieften Analyse anhand der Membership Categorization Analysis (MCA) nach Sacks unterzogen wurden.
Die Analyse zeigt, dass Hochsensibilität von den Befragten gleichzeitig als Ressource und als Belastung erlebt wird. Sie prägt ihre Beziehungsgestaltung, erhöht die Reflexionsfähigkeit, führt aber auch zu schnellerer Erschöpfung. Besonders wichtig ist die Selbstakzeptanz sowie eine offene Teamkultur: Wo diese vorhanden sind, können hochsensible Fachpersonen ihre Wahrnehmung als berufliche Stärke einsetzen. Die Selbstzuschreibung dient dabei häufig als Deutungsrahmen und wird in das professionelle Selbstbild integriert. Zugleich wird sichtbar, dass hochsensible Fachpersonen ihr Erleben oft erst retrospektiv durch das Konzept der Hoch-sensibilität einordnen können. Offenheit im Team und ein verständnisvolles Arbeitsumfeld wir-ken dabei stabilisierend und förderlich. Die Ergebnisse zeigen, dass Hochsensibilität kein Wi-derspruch zu professioneller Haltung sein muss. Bei einer gelingenden Selbst- und Fremdak-zeptanz kann sie durchaus auch berufliche Qualität fördern. Gerade im Hinblick auf die Soziale Arbeit sowie deren Anforderungen an die Beziehungsgestaltung, Empathie und Reflexionsfä-higkeit kann die Eigenschaft eine wertvolle Bereicherung sein.

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Valentina E. Zarra
Hochsensibilität im beruflichen Alltag der Sozialen Arbeit
Eine qualitative Untersuchung beruflicher Erfahrungen hochsensibler Sozialarbeitender
Masterarbeit (MAS)
153 Seiten
2025
10.26038/1701493