Inklusionschancen von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt vor dem Hintergrund herrschaftskritischer Überlegungen
Eine explorative Studie
Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit Arbeitsmarktinklusion in der Schweiz aus Sicht betroffener Geflüchteter. Geflüchtete werden aufgrund ihrer angeblichen «Integrationsdefizite» sowohl vor dem Hintergrund öffentlich-politischer Diskurse, innerhalb der Migrationsforschung und, so die Annahme, auch innerhalb der Sozialen Arbeit als Bestandteil des Migrationsstaatsapparats, in der Regel als «defizitäre Wesen» markiert. Rund um Diskussionen zur Integration bleibt eine Stimme jeweils konsequent ausgeblendet, und zwar diejenige der Betroffenen selbst. Die vorliegende Arbeit setzt hier an: als explorative Studie konzipiert, fragt sie mittels einer qualitativen Befragung sechs betroffene Geflüchtete nach ihren Inklusionschancen in den Arbeitsmarkt. Die Ergebnisse, nach Grounded Theory ausgewertet, werden vor dem Hintergrund herrschaftskritischer Überlegungen diskutiert. Dabei wird davon ausgegangen, dass Menschen mit Fluchtbiographie, je mehr von ihnen gefordert wird, umso mehr entmündigt werden und dabei alternative Strategien zur Verwirklichung ihrer Inklusionschancen entwickeln. Darüber hinaus wird angenommen, dass der schweizerische Wohlfahrtsstaat, als Herrschaftsstruktur verstanden, sowohl die Entmündigung Betroffener als auch das notgedrungene Aus-weichen auf alternative Handlungsstrategien (re-)produziert. Die Ergebnisse weisen offensichtlich auf die Bedeutung institutioneller Integrationsmassnahmen im Bereich der Arbeitsmarktinklusion hin. Darüber hinaus verdeutlichen sie, dass erfolgreiche Arbeitsmarktinklusion jeweils individuell zu bemessen, und trotz grosser struktureller Schwierigkeiten und Hürden, nicht unmöglich ist. Allerdings scheinen viele Faktoren für eine aus Sicht Betroffener erfolgreiche Arbeitsmarktinklusion auf Zufälle zurückzuführen sein. Ein Erfolgsfaktor, auf den die Soziale Arbeit aktiv einwirken kann zeigt sich darin, als gerade diejenigen Befragten, die ein partizipatives Vorgehen im Arbeitsmarktinklusionsprozess erleben, die Situation hinsichtlich ihrer Erwerbsbiographie in der Schweiz deutlich besser bewerten also solche, die in der Zusammenarbeit mit Fachpersonen Sozialer Arbeit eigenmächtiges Handeln ohne Berücksichtigung ihrer Interessen, Bedürfnisse, Berufserfahrungen oder Qualifikationen erfahren. Dabei wird deutlich, dass Soziale Arbeit genuin in Herrschaftsstrukturen eingebunden ist und sich nicht ausserhalb dieser Strukturen zu platzieren vermag. Ungeachtet dessen weisen die Ergebnisse aber auch auf Möglichkeiten Sozialer Arbeit hin, sowohl in der Praxis wie auch in der Disziplin als Grenzbearbeiterin tätig zu werden um Herrschaftsstrukturen damit zu verändern und/oder zu verschieben.