Interne Meldestellen in der institutionellen Behindertenhilfe als Lösung zur Gewaltprävention?
Eine qualitative Untersuchung
Je mehr Assistenz ein Mensch braucht, desto höher ist sein Risiko, Gewalt zu erfahren (BASGK, 2019, S. 20). Zudem konnten bei fast einem Drittel der Erwachsenen mit kognitiver Beeinträchtigung regelmässig herausfordernde Verhaltensweisen (HeVe) beobachtet werden, darunter häufg verbale Aggressionen und Selbstverletzungen (Lustenberger et al., 2019, S. 81). Institutionen der Behindertenhilfe sind somit nicht nur Bereiche des alltäglichen Lebens und der Förderung, sondern auch Orte, in denen Gewalt und Grenzverletzungen kumuliert auftreten können; auch gegenüber Angestellten (Krüger et al., 2023, S. 107). Mehrere Institutionen verpfichten sich selbst, eine Präventions- und Meldestelle (P&M) zu führen (Arbeitsgruppe Prävention, 2022a). Der Bundesrat empfehlt nun, die P&M fächendeckend einzuführen (2023, S. 42). Die Forschung über deren Nutzen steht jedoch am Anfang und bedarf weiterer Aufmerksamkeit. In der vorliegenden Arbeit wurde zuerst anhand der Fachliteratur beschrieben, welches die häufgsten Formen von Gewalt in Institutionen sind und welche Ursachen hierfür vorliegen können. Wichtig ist, dass sowohl Vorfälle von Angestellten, Klient:innen als auch von externen Personen berücksichtigt wurden. Danach wurden, vermittelt über den Verband Anthrosocial, Betreiber:innen von drei institutionsinternen und einer externen P&M interviewt. Dies führte zu vier Grundsätzen und fünf Empfehlungen. Sie richten sich an Institutionen, um die Gewaltprävention zu stärken – aber auch an die Kantone, um verbindliche Richtlinien zu überprüfen.