Intersexualität und Soziale Arbeit

Die vorliegende literaturgestützte Bachelorarbeit untersucht – unter Betrachtung des aktuellen Wissensstandes zu Intersexualität – die Fragestellung, welchen besonderen Herausforderungen intersexuelle Jugendliche allgemein und spezifisch bei der Geschlechtsidentitätsentwicklung gegenüberstehen. Ziel dieser Arbeit ist es, einerseits zur Enttabuisierung und Anerkennung von Intersexualität beizutragen, andererseits besondere Herausforderungen für intersexuelle Jugendliche herauszuarbeiten und somit Wissen für die sozialarbeiterische Praxis zu vermitteln.

Intersexualität beschreibt die Entwicklung von Geschlechtsvarianten zu einem atypischen Erscheinungsbild, welches weder deutlich männlich, noch weiblich ist. In der Schweiz ist die Zuordnung zu einem Geschlecht, also zu Mann oder Frau, obligatorisch. Geschlechtskategorien existieren in der Schweiz nicht nur in rechtlichen Belangen, auch ist das binäre Geschlechtsmodell tief in unserer Gesellschaft verankert.

In der Adoleszenz geschieht ein grosser Teil der Geschlechtsentwicklung, welche bei intersexuellen Jugendlichen ebenfalls atypisch verläuft. Es wurden verschiedene Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz unter Betrachtung der Geschlechtsidentitätsentwicklung und der weiteren biologischen Entwicklungen analysiert und in Bezug auf besondere Herausforderungen für intersexuelle Jugendliche untersucht. Als Resultat haben die Autorinnen dieser Arbeit herausgefunden, dass auf der Ebene der Rollenentwicklung in der Gesellschaft, der Entwicklung des Körpers sowie des Selbst besondere Herausforderungen erkannt werden können. Aufgrund der atypischen Geschlechtsentwicklung ist es besonders herausfordernd, eine Rolle im binären Geschlechtsmodell zu finden, die atypische körperliche Entwicklung zu akzeptieren und ein Konzept der eigenen Identität trotz der „Andersartigkeit“ zu entwickeln.

Bisher wurde die Thematik Intersexualität in der Sozialen Arbeit wenig aufgegriffen. Da intersexuellen Menschen bisher jedoch wenig Schutz vor Diskriminierung gewährt wird, die geschlechtliche Vielfalt wenig anerkannt ist und intersexuelle Menschen teils in ihrer Selbstbestimmung eingeschränkt werden, erachten die Autorinnen dieser Arbeit die Thematik als relevant für die Soziale Arbeit und kommen zum Schluss, dass die sozialarbeiterische Praxis Potential für die Arbeit mit intersexuellem-Klientel aufweist und ebenfalls in der Bildungsarbeit fortschrittliche Kenntnisse vermitteln könnte. Als weiterführende Forschungsthematik würde sich eine differenzierte Analyse von Inter* und dem euro-amerikanischen Geschlechtsmodell anbieten.

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Cornelia Andrea Spahr, Lisa Husi
Intersexualität und Soziale Arbeit
Bachelor-Thesis
105 Seiten
20.02.2018
978-3-03796-663-1