Isolation als bewegungseinschränkende Massnahme in der Sozialpädagogik
Praxiseinblick in Wohninstitutionen für Erwachsene mit kognitiver Beeinträchtigung und Ausblick auf mögliche Perspektiven
Isolation bedeutet den Einschluss einer urteilsunfähigen Person gegen ihren Willen. Dies geschieht zum Schutz ihrer selbst, betroffener Drittpersonen sowie des Gemeinschaftslebens. Sie ist eine intensive Form der bewegungseinschränkenden Massnahme (BEM) und greift massiv in die persönliche Freiheit eines Menschen ein. Bekannt und längst umstritten ist die Massnahme im Kontext der Psychiatrie. Doch auch in sozialpädagogischen Wohninstitutionen werden Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und herausforderndem Verhalten isoliert. Trotz der verbreiteten Praxis findet sich in diesem Kontext wenig Literatur zum Thema. Die vorliegende Arbeit reagiert auf dieses Desiderat mit dem Ziel, einen exemplarischen Einblick zu geben in Kontext, Ausführung, Begründung und Bewertung von Isolationen im ausgewählten Setting. Dazu wurden drei Experteninterviews geführt, analysiert und diskutiert. Die Interviewten vertraten dabei fünf Wohngruppen in drei Wohninstitutionen der Deutschschweiz, welche Isolationen durchführen. Die Fachpersonen äusserten sich kritisch bezüglich der Massivität sowie den negativen Folgen von Isolation, erachteten die Massnahme jedoch als unentbehrlich. Die Erhebungen deuten unter anderem auf Isolations-fördernde institutionelle Rahmenbedingungen und fehlende Nachsorge bei den Bewohnenden hin. Zudem ist die BEM Isolation kaum konzeptuell verankert, was deren willkürliche, illegitime Anwendung wahrscheinlich begünstigt. Entsprechend dem Berufsethos der Sozialen Arbeit muss sich diese in Zukunft differenziert, kritisch aber konkret mit dem Gegenstand der Isolation auseinandersetzen. Dabei spielt die Weiterentwicklung sozialpädagogischer Settings eine zentrale Rolle.