Klettern als sozialpädagogische Intervention für Kinder mit ADHS
Fundierung, Entwicklung und Validierung eines Projektkonzepts für die Schulsozialarbeit
Vorliegende Arbeit befasst sich mit der Thematik ADHS und Bildung im Kontext steigender Komplexitat im Mikrosystem Schule und wachsender Herausforderungen unter anderem für die Klärung von Rolle und Zuständigkeiten der Schulsozialarbeit (SSA). Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen Kinder mit ADHS, deren Alltagsgelingen durch ihre Verhaltensauffälligkeiten einerseits und die gesellschaftlich engen Strukturen und Stigmata zusätzlich erschwert wird. Anhand der Analyse leitet die Autorin ein erweitertes Handlungsfeld der SSA im Bereich des haptisch-handlungsorientierten Lernens ab, von dem insbesondere Kinder mit ADHS-Auffalligkeiten profitieren können. Basierend auf Forschungs- und Fachwissen aus der Entwicklungspsychologie, der Erlebnispädagogik und der Neurologie entwickelte die Autorin fur die SSA das Projektkonzept ≪Klettern als sozialpädagogische Intervention≫ (KASPI). Der Rahmen für das Konzept bildet die sozialarbeiterische Handlungstheorie der Lebensweltorientierung von Hans Thiersch. KASPI soll Fachpersonen der SSA, von ADHS betroffenen Kindern, ihren Eltern sowie Lehrpersonen ein erweitertes Verständnis ermöglichen, indem neurologische Faktoren von ADHS expliziert sowie mit ADHS einhergehende Spannungen im Alltagserleben mithilfe der Lebensweltorientierung aus hermeneutischer, phänomenologischer und kritischer Perspektive beleuchtet werden. Der Fokus von KASPI liegt auf einem gelingenderen Alltag, indem Betroffene selbst sowie Mitbetroffene (Eltern, Lehrpersonen) Lebenswelten mit ADHS differenzierter verstehen und deuten können. Da das ursprünglich geplante Entwicklungsprojekt KASPI aufgrund der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden konnte, liess die Autorin das multidisziplinare Konzept im Sinne einer Vernehmlassung mithilfe von Experteninterviews aus den Bereichen SSA, Erlebnispädagogik und Neurologie (Ergotherapie) validieren. Die Auswertung der Validierung erfolgt anhand einer qualitativen inhaltlich-strukturierenden Inhaltsanalyse. Die Ergebnisse zeigen auf, inwiefern Sportklettern eine ideale Basis bietet fur nonformale Bildungsprozesse bzgl. Selbstkonzept, Selbstwirksamkeit und Sozialverhalten und wie das Projekt KASPI durch veränderte Sichtweisen, neu aufgedeckte Ressourcen und relativierte Spannungsfelder positive auf das Alltagsgelingen einwirken kann. Weiter legt die Validierung dar, inwiefern die Berufsidentität der SSA im Kontext der Problematik ADHS und Bildung bzgl. Lehre, Handlungsfeld und Methodik erweitert werden sollte bzw. inwieweit KASPI als umfassende Pilotstudie fur diese Entwicklungen nützlich sein kann.