Klientel mit psychischen Störungen bei Sozialarbeitenden in der Beratung
In jedem Handlungsfeld der Sozialen Arbeit nehmen Beratungen einen mehr oder weniger grossen Teil des professionellen Alltags ein. Weil jede zweite Person in der Schweiz mindestens einmal im Leben an einer psychischen Störung erkrankt, ist davon auszugehen, dass viele Sozialarbeitende auch Beratungen mit Personen mit einer diagnostizierten psychischen Störung durchführen. In der vorliegenden Bachelor-Thesis steht die Kenntnis von psychischen Erkrankungen bei der Klientel von Sozialarbeitenden (Diagnosekenntnis) im Rahmen von Beratungen im Fokus. Es wird keine spezifische psychische Erkrankung betrachtet, sondern vielmehr werden mögliche Chancen und Risiken durch die Diagnosekenntnis erörtert. Folgende Fragestellung wurde bearbeitet: Welchen möglichen Einfluss hat die Diagnosekenntnis einer psychischen Störung der Klientel auf Sozialarbeitende in einem Beratungsgespräch? Nach der Klärung möglicher Einflüsse auf die soziale Beratung werden Handlungsvorschläge zur Abschwächung von allfälligen Risiken ausgearbeiet. Die Fragestellung wurde mit einer umfassenden Literaturrecherche zur Diagnostik von psychischen Störungen und zu professionellen Beratungen in der Sozialen Arbeit untersucht. Weiter wurden Theorien beigezogen, die mögliche Einflüsse der Diagnosekenntnis auf das Beratungshandeln von Sozialarbeitenden theoretisch beschreiben. Zur Überprüfung der theoretischen Literatur wurden Interviews mit Sozialarbeitenden aus dem Gesundheitswesen geführt. Basierend auf der Literaturrecherche und dem erworbenen Wissen durch die Interviews wurden Handlungsvorschläge für die Praxis erarbeitet, die eine professionelle Beratung durch Sozialarbeitende unterstützen können. Die Bachelor-Thesis leistet einen wichtigen Beitrag für Fachpersonen der Sozialen Arbeit, um mögliche Einflüsse der Diagnosekenntnis auf ihr beraterisches Handeln zu reflektieren. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Stigmatisierungsprozessen, die durch eine Diagnosekenntnis entstehen können und wie diesen entgegengewirkt werden kann.