Künstliche Intelligenz im Kindesschutz
eine Untersuchung zur Wahrnehmung von KI-gestützten Entscheidungshilfen im Kindesschutz
Die vorliegende Masterarbeit untersucht das Vertrauen von Sozialarbeitenden im Kindesschutz in KI-gestützte Entscheidungshilfen und die Bereitschaft, entsprechende Tools in den Arbeitsalltag zu integrieren. Im Rahmen einer Online-Umfrage nahmen 204 Berufsbeistandspersonen aus der Deutschschweiz teil. Die Untersuchung basiert auf dem modifizierten Technologieakzeptanzmodell (TAM) und überprüft fünf Hypothesen, die sich auf Faktoren wie Invasivität, prädiktive Validität und wissenschaftliches Wissen beziehen. Das Design der Umfrage verwendete ein multifaktorielles, experimentelles Vignettendesign, bei dem den Teilnehmenden verschiedene hypothetische Szenarien zugewiesen wurden. Diese Szenarien variierten die Hauptfaktoren, um deren Einfluss auf das Vertrauen in KI-gestützte Entscheidungshilfen zu messen. Die beiden Fallbeispiele enthielten unterschiedliche fiktive KI-Tools, welche möglicherweise in Zukunft in ähnlicher Form im Kindesschutz eingesetzt werden könnten. Dabei handelte es sich einerseits um ein «Risikomodell» (KIBAT) und um ein «Chancenmodell » (WIEW). Die Ergebnisse zeigen, dass eine geringere Invasivität von Einschätzungen und die Wahrnehmung von hoher prädiktiver Validität (Treffsicherheit) von Tools das Vertrauen in die KI-gestützten Empfehlungen erhöhen, während die Wahrnehmung von wissenschaftlichem Wissen innerhalb der Empfehlungen allein keinen Einfluss auf das Vertrauen in KI-gestützte Tools hat. Zudem korreliert eine positive Einstellung gegenüber KI-Technologien stark mit einem höheren Vertrauen. Ein höheres Vertrauen in die Tools beeinflusst ausserdem die Bereitschaft, die Tools im Arbeitsalltag zu integrieren. Die Thesis hebt hervor, dass eine sorgfältige Einführung und Schulung, die Transparenz der Funktionsweise und die ethische Verantwortlichkeit entscheidend für das Vertrauen und eine erfolgreiche Implementierung von KI in der Sozialen Arbeit sind. Durch die Kombination menschlicher Expertise und technologischer Unterstützung können objektivere und fundiertere Entscheidungen getroffen werden, was die Handlungssicherheit und die Qualität im Kindesschutz verbessert. Die Studie betont die Notwendigkeit, KI als ergänzendes Werkzeug zu betrachten, das die professionelle Urteilsfähigkeit stärkt, ohne sie zu ersetzen. Es wird empfohlen, die Soziale Arbeit möglicherweise neu zu denken, um den bestmöglichen Einsatz der Technologie zu gewährleisten und die professionellen Standards zu erhalten und zu verbessern.