Psychische Gewalt im häuslichen Kontext
Förderung der Inanspruchnahme von spezialisierten Unterstützungsangeboten durch Fachpersonen der Sozialen Arbeit
Professionelle der Sozialen Arbeit können in verschiedenen Tätigkeitsfeldern mit der Thematik der häuslichen Gewalt in Kontakt kommen. Studien zeigen, dass nur ein kleiner Teil der Gewaltbetroffenen Unterstützungsangebote (ambulante Beratung oder Schutzeinrichtungen) in Anspruch nimmt. Dies ist am seltensten der Fall, wenn eine Person ausschliesslich psychische Gewalt erlebt. Die Gründe dafür sind vielseitig: Sie reichen von Herausforderungen beim Erkennen von Gewalt als solche, zu Schuld- und Schamgefühlen, bis hin zu Kontrolle durch die gewaltausübende Person oder fehlender Kenntnis der Unterstützungsangebote. In der Schweiz sind ungefähr drei Viertel der geschädigten Personen weiblich, ein Viertel männlich.
Vor diesem Hintergrund wird die folgende Fragestellung formuliert:
Wie können Professionelle der Sozialen Arbeit die Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten bei von psychischer Gewalt betroffenen Frauen fördern?
Systematische Gewalthandlungen zwischen aktuellen und ehemaligen Beziehungspartner_innen werden als häusliche Gewalt bezeichnet. Sie ist in der gesamten Gesellschaft verbreitet. Charakteristisch sind die emotionale Nähe zwischen gewaltbetroffener und -ausübender Person sowie der Kontext von Abhängigkeit und Macht. Häusliche Gewalt kann unterschiedliche Gewaltformen beinhalten: physische, sexualisierte und psychische Gewalt. Letztere zeigt sich unter anderem durch Beschimpfungen, Drohungen oder Kontrolle. Im Gegensatz zu anderen Gewaltformen, hinterlässt sie keine sichtbaren Spuren. Für die gewaltbetroffene Person hat sie jedoch gravierende Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden.
Eine erste Handlungsmöglichkeit für Professionelle der Sozialen Arbeit zeigt sich in sozialräumlichen Präventionsprojekten. Am Beispiel eines konkreten Präventionsprojekts wird aufgezeigt, wie das nachbarschaftliche Umfeld für die Thematik sensibilisiert werden kann. So können Gewaltbetroffene dabei unterstützt werden, sich an spezialisierte Stellen zu wenden. Eine zweite Handlungsmöglichkeit findet sich in der Beratungstätigkeit ausserhalb des institutionellen Feldes der Opferhilfe. Für Professionelle der Sozialen Arbeit liegen keine handlungsorientierten Vorgehensweisen zum Umgang mit gewaltbetroffenen Klientinnen vor. Entsprechend werden Erkenntnisse aus dem Gesundheitswesen und Studien zu fördernden und hindernden Faktoren des Hilfesuchverhaltens beigezogen. Diese werden auf die Soziale Arbeit angepasst. Ein besonderer Fokus wird auf die psychische Gewalt gelegt. Das Resultat ist ein Vorgehen in mehreren Schritten, wie das Thema in Beratungen angesprochen werden kann und wie Betroffene bei der Sicherung von Spuren sowie bei der Kontaktaufnahme mit Unterstützungsangeboten begleitet werden können.