Säen, ernten, ausbrennen?
Arbeitsüberlastung und Überforderung in der Landwirtschaft und der Zugang zu Unterstützungsangeboten der Sozialen Arbeit
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Thematik der Arbeitsüberlastung im landwirtschaftlichen Sektor der Schweiz. In den letzten Jahren wurde dieses Themenfeld vermehrt in öffentlichen und wissenschaftlichen Diskursen aufgegriffen, insbesondere im Hinblick auf psychische Belastungen und ihre Folgen. Es zeigt sich, dass bei bestehenden Unterstützungsangeboten – unter anderem im Bereich der Sozialen Arbeit – häufig nicht das volle Potenzial der Hilfsangebote genutzt wird. Mit diesem Hintergrund wird folgende Forschungsfrage untersucht: Wie müssen Unterstützungsangebote der Sozialen Arbeit aus Sicht der Landwirt*innen gestaltet sein, damit diese Personengruppe bei Arbeitsüberlastung frühzeitig Hilfe in Anspruch nimmt?
Die Forschungsfrage wird anhand eines Mixed-Methods-Ansatzes bearbeitet. Hierbei werden mithilfe einer Online-Umfrage einerseits die Anliegen und Vorstellungen von Landwirt*innen gewonnen und andererseits mit leitfadenbasierten Expert*inneninterviews fachliche Perspektiven aus der Sozialen Arbeit und der Agrarwissenschaft einbezogen. Durch theoretische Bezüge zu den Themen Resilienz, Stress, Scham, etc. lassen sich die empirischen Daten in den aktuellen Forschungsstand einordnen. Die vorliegende Bachelorarbeit ermöglicht es, Erkenntnisse über die Angebotsgestaltung zu ziehen. So zeigt sich, dass die Anonymität und Niederschwelligkeit eines Angebots von Seiten der Landwirt*innen als wichtig erachtet werden. Als förderlich wird eine Beratung erlebt, wenn die beratenden Fachpersonen über landwirtschaftliche Erfahrung verfügen und ein entsprechendes Verständnis mitbringen. Gleichzeitig zeigt sich, dass Beratungsangebote häufig erst spät genutzt werden, da die Landwirt*innen ein sehr hohes Mass an Selbstverantwortung haben. Angebote der Sozialen Arbeit werden in der Umfrage kaum genannt, was auf einen geringen Bekanntheitsgrad oder fehlende Angebote schliessen lässt.
Die Ergebnisse der vorliegenden Bachelorarbeit zeigen auf, dass der Zugang zu Unterstützung stark von der Gestaltung und Vermittlung der Angebote abhängt. Hierbei stellt die Zusammenarbeit zwischen sozialen und landwirtschaftlichen Fachstellen eine grosse Chance dar, nachhaltigere Angebote zu entwickeln und in die aufsuchende Arbeit zu investieren, um Krisen möglichst früh zu erkennen oder vorzubeugen. Interessant wäre es in einem nächsten Schritt zu untersuchen, wie sozialarbeiterische Unterstützungsangebote konkret in landwirtschaftliche Strukturen integriert und ihre Wirksamkeit in der Praxis langfristig sichergestellt werden kann. Damit könnte die Soziale Arbeit einen aktiveren Beitrag zur Prävention von Überlastung und zur Förderung psychischer Gesundheit im landwirtschaftlichen Bereich leisten.