Schattenfrauen
Soziale Arbeit mit weiblichen Sans-Papiers
Sie leben im Schatten unserer Gesellschaft und sind doch mitten unter uns. Sie sind hier, weil wir sie brauchen und müssten gehen, wenn sie entdeckt würden, weil sie nicht hier sein dürften. Unterstützungskreisen zufolge gibt es in der Schweiz schätzungsweise 300'000 von ihnen. Die Rede ist von den sogenannten Sans-Papiers, von Menschen ohne Aufenthaltsbewilligung. Das Leben von Sans-Papiers ist geprägt durch Illegalität und strukturelle Ungleichheit, die Aussicht auf eine bessere Zukunft ist gering. Innerhalb dieser heterogenen Gruppe von Menschen werden Frauen kaum eigenständig betrachtet, wodurch ihre geschlechterspezifischen Bedürfnisse noch weniger zur Geltung kommen. Durch die besondere Vulnerabilität, Machtlosigkeit und Prekarität ihrer Lebensrealität erachten es die Autorinnen als besonders relevant, gerade die weiblichen Sans-Papiers als elementare Adressatinnen der Sozialen Arbeit zu thematisieren. Vor diesem Hintergrund geht die vorliegende Bachelor-Thesis der Frage nach, welche Handlungsmöglichkeiten die Soziale Arbeit hat, um weibliche Sans-Papiers in ihrer Alltagsbewältigung zu unterstützen. Ziel der Literaturarbeit ist nicht nur eine Annäherung an die Materie, sondern auch die Sensibilisierung der Sozialen Arbeit für diese vernachlässigte Klientel, deren vielschichtige Problemlagen und spezifischen Bedürfnisse. Nach einer vertieften Auseinandersetzung mit der Thematik wird die Situation der betroffenen Frauen mit Hilfe zweier Theorien der Sozialen Arbeit, der prozessual-systemischen Denkfigur nach Staub-Bernasconi und dem lebensweltorientierten Konzept nach Thiersch, analysiert. Die Verbindung der daraus gewonnenen Erkenntnisse liefert schliesslich die Grundlage für die Beantwortung der Fragestellung und die abschliessende Verdichtung der Resultate in Leitsätzen für die Soziale Arbeit mit weiblichen Sans-Papiers. Die Ergebnisse der vorliegenden Bachelor-Thesis zeigen auf, dass die Soziale Arbeit über eine Vielzahl von Handlungsmöglichkeiten und Instrumenten verfügt, um Sans-Papiers-Frauen auf einer individuellen Ebene in der Bewältigung ihres Alltags zu unterstützen. Dabei kommt der Niederschwelligkeit der Angebote und Unterstützungsleistungen eine zentrale Bedeutung zu, um die Adressatinnen überhaupt erreichen zu können. Es wird dargelegt, dass das Netzwerk die zentralste Ressource für papierlose Frauen darstellt. Um nachhaltige und zielorientierte Lösungen zu finden, sollte die Soziale Arbeit folglich genau dort ansetzen. Weiter kann festgehalten werden, dass die Soziale Arbeit als einzige Berufsgruppe die Expertise besitzt, sich auf politischer Ebene für Sans-Papiers einzusetzen und gewissermassen als Sprachrohr der Betroffenen zu fungieren. So können Professionelle der Sozialen Arbeit dazu beitragen, dass Sans-Papiers aus dem Schatten und somit in die Öffentlichkeit treten können.