Screening von Patientinnen und Patienten auf Erwachsenennotfallstationen zur Vorbeugung und (Früh-)Erkennung von Kindeswohlgefährdung

Eine quantitative Untersuchung im Bereich Kinderschutz

Kindeswohlgefährdungen aufzudecken stellt eine grosse, gesellschaftliche Herausforderung dar. Da Kindesmisshandlungen und Vernachlässigung zumeist im Verborgenen stattfinden, braucht es unterschiedliche Ansätze, die solche zu erkennen vermag. Die vorliegende Masterthesis beschäftigt sich mit einem Screening auf Erwachsenennotfallstationen, das gefährdete Kinder anhand von elterlichen Risikofaktoren – die gleichzeitig Einweisungsgründe darstellen – identifiziert. Ziel war es zu prüfen, ob durch die Einführung dieses Screening-Instrumentes neue Fälle von Kindeswohlgefährdungen erkannt werden können, die nicht bereits im Kinderschutzsystem eingeschlossen sind.

In der Schweiz ist es bisher nicht Usus, Patientinnen und Patienten mit den Einweisungsgründen Partnerschaftsgewalt, Substanzmissbrauch, Suizidversuch oder schwere, psychische Störung systematisch zu fragen, ob sie Kinder haben. Bei entsprechendem Einweisungsgrund wurde für die vorliegende Untersuchung die betroffene Patientin oder der betroffene Patient nach allfälliger Elternschaft befragt. Waren Kinder vorhanden, wurde eine Gefährdungsmeldung zuhanden der zuständigen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) ausgelöst. Die KESB klärte zunächst ab, ob – und wenn ja, inwiefern – die Familie bereits bekannt war. Weiter wurde eine erste Einschätzung zur Situation der Kinder gemacht, um gegebenenfalls eine Kindeswohlabklärung in die Wege zu leiten oder – je nach Fall – subsidiäre, freiwillige Unterstützungsangebote anzuregen. Das Screening wurde während dreier Monate in drei Notfallstationen im Kanton Zürich durchgeführt. Insgesamt wurden zwölf Fälle identifiziert, wovon neun der KESB bereits bekannt waren und drei neu entdeckt wurden.

Aufgrund des kleinen Samples wurden zur Auswertung ausschliesslich Verfahren der deskriptiven Statistik verwendet. Es konnten somit keine Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit erfolgen. Dennoch konnten einige übergeordnete Erkenntnisse abgeleitet werden; darunter die Relevanz einer Sensibilisierung in Bezug auf Kinderschutzfragen in unterschiedlichen Berufsfeldern, die Wichtigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit im Kinderschutz und die Bedeutung von Bekanntmachung der unterschiedlichen, niederschwelligen Hilfsangeboten im weitesten Sinn – sowohl für die belasteten Eltern als auch für die betroffenen Kinder.

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Simone Annika Schmid
Screening von Patientinnen und Patienten auf Erwachsenennotfallstationen zur Vorbeugung und (Früh-)Erkennung von Kindeswohlgefährdung
Eine quantitative Untersuchung im Bereich Kinderschutz
Master-Thesis
102 Seiten
08.2017
978-3-03796-639-6