Sozialraumorientierte Elternarbeit – ein Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit

Die Chancen innerhalb des Bildungssystems werden nach wie vor durch die Familie, als primäre Sozialisationsinstanz der Kinder, determiniert. Kinder aus Familien mit wenig Ressourcen haben im Vergleich zu Kindern aus ressourcenreichen Familien eingeschränktere Bildungsmöglichkeit in der Gesellschaft. Die hier vorliegende Bachelorthesis setzt sich mit dieser Problematik auseinander und zeigt die Zusammenhänge der sozialen Herkunft und der Bildungsungleichheit anhand der Theorien Pierre Bourdieus sowie neuer empirischer Studien auf. Die ungleiche Aufteilung der Ressourcen – bei Bourdieu als Kapitalien beschrieben – muss bekämpft werden, wenn gerechte Bildungsmöglichkeiten für alle gefordert werden. In der Schweiz gibt es wenig innovative Ideen, welche versuchen, die beschriebene Ungerechtigkeit zu verringern. Das in der vorliegenden Thesis vorgestellte Konzept der "sozialraumorientierten Elternarbeit" soll ein Baustein sein, um diese Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Bei diesem Konzept handelt es sich um eine Form der Elternarbeit, welche im Sozialraum der Familien tätig ist und zusammen mit Elternbildung, pädagogischen Betreuungsangeboten für Kinder und Einzelfallhilfe die Ressourcenlage der Familien verbessern will. Als Zielgruppe werden dabei nicht alle Familien gleichermassen betrachtet, sondern vor allem Familien, welche als "bildungsfern" beschrieben werden. Aus diesen Überlegungen ergibt sich die folgende Fragestellung, welche im Rahmen dieser Thesis bearbeitet wird:

Inwiefern lässt sich das Kapitalvolumen "bildungsferner" Familien nach Bourdieu durch eine sozialraumorientierte Elternarbeit vergrössern?

Die vorliegende Literaturarbeit widmet sich den Theorien Bourdieus, dem Zusammenhang der sozialen Herkunft mit den Bildungschancen sowie dem Konzept des Sozialraumes und bildet damit die Grundlage, um durch die Verbindung der Sozialraumorientierung mit Konzepten der Elternarbeit darzustellen, wie eine sozialraumorientierte Elternarbeit aussehen könnte. Mit Hilfe von Familienzentren, die als geeignete Institutionen angesehen werden, um das Konzept der sozialraumorientierten Elternarbeit anzuwenden, wird aufgezeigt, dass eine umfassende Elternarbeit im Sozialraum positive Effekte auf das Kapitalvolumen der Familien haben kann. Als Fazit wird jedoch festgehalten, dass eine solch umfangreiche familienunterstützende Infrastruktur, wie sie durch das Konzept gefordert wird, in der Schweiz aufgrund der finanziellen und politischen Umstände derzeit nur schwer zu implementieren ist.

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Tim Stauffer
Sozialraumorientierte Elternarbeit – ein Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit
Bachelor-Thesis
67 Seiten
12.2019
10.26038/39810