Stadt Thun: Wohnversorgung von Armutsbetroffenen und Menschen in prekären Lebenslagen
Sichere und angemessene Wohnverhältnisse sind für jede und jeden Einzelnen existenziell und das Zuhause als Ort des Schutzes, der Sicherheit und der freien Lebensgestaltung ist ein menschliches Grundbedürfnis. In den urbanen Zentren der Schweiz nimmt jedoch die Wohnungsnot seit Jahren zu. Betroffen sind insbesondere Armutsbetroffene und Menschen in prekären Lebenslagen mit kleinem Budget. Einerseits fehlt es allgemein an günstigem Wohnraum, andererseits ist es schwierig auf dem freien Wohnungsmarkt eine günstige Wohnung zu erhalten. Hinzu kommt, dass Armutsbetroffene und Menschen in prekären Lebenslagen oftmals in unsicheren und prekären Wohnverhältnissen leben wie beispielsweise einer zu kleinen oder qualitativ schlechten Wohnung. Vor diesem Hintergrund wollen die Autorinnen herausfinden, wie die Wohnversorgung von Armutsbetroffen und Menschen in prekären Lebenslagen in der Stadt Thun aus Sicht der Sozialen Arbeit abgedeckt ist respektive welche Herausforderungen sich diesbezüglich zeigen und wie zukunftsgerichtete Vorstellungen zum Umgang mit diesen Herausforderungen aussehen. Die Fragestellung der vorliegenden Arbeit lautet demnach
“Stadt Thun: Welchen Beitrag leistet die Soziale Arbeit zur Wohnversorgung von Armutsbetroffenen sowie Menschen in prekären Lebenslagen und wie kann sie den Herausforderungen zukünftig begegnen?”
Es werden Expertinnen und Experten, welche vier soziale Dienstleistungsträger (Abteilung Soziales Stadt Thun, Asyl Berner Oberland, Passantenheim Thun, Wohnhilfe Thun) in der Stadt Thun vertreten, im Rahmen einer empirischen Untersuchung mittels Leitfadeninterviews befragt. Die Erkenntnisse aus der Literatur und der Empirie zeigen, dass die schweizweiten Herausforderungen für Armutsbetroffene und Menschen in prekären Lebenslagen auch in der Stadt Thun aktuell sind und auf individuelle und strukturelle Gründe zurückgeführt werden können. So spielen für den Erhalt und den Zugang zu einer dauerhaften und angemessenen Wohnsituation individuelle Gründe wie beispielsweise das Vorhandensein von Schulden oder die Gesundheit eine grosse Rolle. Andererseits sind auch strukturelle Gründe wie beispielsweise der Profit-Gedanke der Immobilienbranche und die derzeitige Sanierungswelle in der Stadt Thun Ursachen für die Herausforderungen in der Wohnversorgung von Armutsbetroffenen und Menschen in prekären Lebenslagen. Die vier sozialen Dienstleistungsträger setzen sich mit unterschiedlichen Angeboten und Kooperationen für die Wohnversorgung von Armutsbetroffenen und Menschen in prekären Lebenslagen ein. Zugleich zeigt sich, dass Optimierungspotential beim Schaffen oder Anpassen von Angeboten der Wohnhilfe, bei der Zusammenarbeit mit der Immobilienbranche respektive bei der Vernetzung von sozialen Dienstleistungsträgern, der Ausgestaltung von sozialpolitischen Instrumenten sowie beim Schaffen und Erhalten von preisgünstigem Wohnraum für Armutsbetroffene und Menschen in prekären Lebenslagen in der Stadt Thun besteht.