Sterbehilfe… und was hat das mit Sozialarbeit zu tun?
Eine Studie zu den Beratungsangeboten im Kanton Bern und der Rolle der Sozialarbeit
Ausgezeichnet mit dem Anerkennungspreis des Vereins Alumni BFH Soziale Arbeit
Sterbehilfe und assistierter Suizid sind nicht Themen, die üblicherweise mit Sozialarbeit in Verbindung gebracht werden. Basierend auf aktuellen Statistiken gewinnen sie jedoch stark an gesellschaftlicher Relevanz. Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Beratungsangebote im
deutschsprachigen Kanton Bern in Bezug auf die Sterbehilfe und fragt nach bestehenden Beratungsmöglichkeiten für Menschen ab dem dritten Lebensalter. Mit zwei aufeinander aufbauenden empirischen Untersuchungen (Mixed-Methods-Ansatz) von Angeboten und allfälligen Lücken auf der Angebotsebene, geht die Arbeit der Fragestellung nach, ob resp. welche Rolle und Aufgaben der Sozialarbeit in einer beratenden Funktion am Lebensende im spezifischen Feld des assistierten Suizids zukommen. Mittels eines grösstenteils quantitativ ausgerichteten Onlinefragebogens, den 53 Personen beantworteten, wurden 16 im Feld der Sterbehilfe beratende Organisationen im Kanton Bern identifiziert und nach der Ausgestaltung ihres Angebots befragt. Anhand von drei auf den Ergebnissen des Fragebogens basierenden leitfadengestützten Expert:inneninterviews, zeigen sich bei der strukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckartz Kontraste der verschiedenen Ausgestaltung von Beratungsangeboten. Die Ergebnisse machen deutlich, dass Sozialarbeitende nebst hauptsächlich Pflegefachpersonen und Mediziner:innen in die Beratungen zur Sterbehilfe involviert sind. Die Beratungsangebote sind jedoch generell nicht allen potenziellen Zielgruppen zugänglich, sondern meist nur Personen, die bereits Leistungsempfänger:innen der anbietenden Organisationen sind. Entsprechend besteht eine Lücke im Angebot und daher Handlungsbedarf. Die Sozialarbeit hat mit ihren (Beratungs-)kompetenzen grosses Potenzial diese Lücke zu schliessen und ihre Professionalität in diesem Handlungsfeld einzubringen. Die in dieser Arbeit skizzierte sozialarbeiterisch geführte interprofessionelle Beratungsstelle könnte eine Antwort auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen in Bezug auf das Lebensende darstellen.