Systemische Beratung in der öffentlichen Sozialhilfe

Gelingende Kooperation trotz erschwerten Bedingungen?!

Durch die steigenden Fallzahlen, die zunehmende Komplexität der Fälle und den erhöhten Legitimationsdruck stehen Sozialarbeitende und deren Klientel in der öffentlichen Sozialhilfe zunehmend unter Druck. Von den Klientinnen und Klienten wird verlangt, dass sie die Beratungsgespräche wahrnehmen und Veränderungsleistungen hin zu einer raschmöglichen Arbeitsintegration vornehmen. Der Auftrag an die Sozialarbeitenden lautet, die Klientel dabei zu unterstützen und mit kontrollierenden Massnahmen die Umsetzung zu überprüfen. Oft sind die Personen aber nicht oder noch nicht für Veränderung bereit, was zu widersprüchlichen Aufträgen führt. Sie sind typisch im Pflichtkontext und können sich auf die Kooperation zwischen Sozialarbeitenden und Klientinnen und Klienten auswirken.

 

In der vorliegenden Masterarbeit wird untersucht, welchen Beitrag die Einnahme einer systemischen Perspektive für die Herstellung und Aufrechterhaltung einer gelingenden Kooperation zwischen Klientel und Sozialarbeitenden leistet. Damit die Frage be-antwortet werden kann, werden die Einflussfaktoren im Sozialhilfekontext beleuchtet und methodische Vorgehensweisen im Pflichtkontext aufgezeigt. Dabei wird ersichtlich, dass von Beratung unter erschwerten Bedingungen gesprochen werden kann und Professionalität gefragt ist.

 

Systemische Ansätze sind keine Garantie für gelingende Kooperation, können aber gerade im Pflichtkontext der öffentlichen Sozialhilfe einen Mehrwert erbringen. Die Klientel wird im jeweiligen Lebenskontext betrachtet und eine Kooperation auf Augenhöhe angestrebt. Die Beraterinnen und Berater gehen davon aus, dass die Klientinnen und Klienten die Experten ihres Lebens sind, sie in der Regel über die notwendigen Ressourcen zur Erreichung ihrer Ziele verfügen und diese selber realisieren können und müssen. Die Beratung soll helfen, die Möglichkeitsräume zu vergrössern und die Klientel in ihrer Entscheidungsfindung und der Einschätzung der jeweiligen Auswirkungen zu unterstützen. Durch das Bewusstsein, dass Menschen von aussen nicht steuerbar sind, wird die Verantwortung für die Zielerreichung abgegeben und die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter können sich auf die Prozesssteuerung konzentrieren. Dies führt zu Entlastung und einem symmetrischen Beziehungsangebot, was gelingende Kooperation zwischen Klientinnen und Klienten und Beratenden fördert.

 

Die systemische Perspektive trägt damit dazu bei, das besser zu tun, was gemacht werden muss und das sein zu lassen, was auf Grund der Rahmenbedingungen und externen Einflussfaktoren nicht oder nur begrenzt möglich ist. Die Beratungstätigkeit wird dadurch erleichtert. Die vorliegende Mastarbeit liefert dabei wertvolle Inputs und Empfehlungen für den Praxisalltag im Pflichtkontext der öffentlichen Sozialhilfe.

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Vanessa Dürr
Systemische Beratung in der öffentlichen Sozialhilfe
Gelingende Kooperation trotz erschwerten Bedingungen?!
Masterarbeit (MAS)
07.2017
978-3-03796-668-6