Von Tausendfüsslern und Alltagswelten – Lebensweltorientierte Berufsbeistandschaften mit jungen Erwachsenen

Eine Skizze zur Ausgestaltung lebensweltorientierter Beratung mit jungen Erwachsenen im Rahmen von Berufsbeistandschaften

Aktuell wird eine Zunahme von Berufsbeistandschaften für junge Erwachsene festgestellt –eine Zielgruppe der Sozialen Arbeit, die bislang weder im Forschungs- noch im sozialpolitischen Kontext viel Beachtung erfährt. Die Konferenz für Kindes- und Erwachsenenschutz (KOKES) konstatiert jedoch, dass es sich bei jungen Erwachsenen um eine Zielgruppe mit spezifischen Bedürfnissen handelt, die aktuell durch die undurchlässige Trennung vom Kindes- und Erwachsenenschutzrecht nicht bedarfsgerecht aufgefangen wird. Die Verfasserinnen der vorliegenden Bachelor-Thesis knüpfen an diese Erkenntnis an und gehen in Form einer Theoriearbeit der Frage nach, wie eine lebensweltorientierte Beratung mit jungen Erwachsenen im Rahmen von Berufsbeistandschaften ausgestaltet sein könnte. Im Rahmen der Bachelor-Thesis wird ein umfassendes Bild der Lebenswelt junger Erwachsener erarbeitet, das vom sozialen und gesellschaftlichen Wandel, Übergängen und Entwicklungsaufgaben geprägt ist. Daraus resultieren Bedürfnisse und Anforderungen an die Beratung im Rahmen von Berufsbeistandschaften, wie u.a. das Bedürfnis nach Konstanz, Zugehörigkeit und Orientierung, der Wunsch nach Unterstützung in der Lösungsfindung sowie nach Respekt und Anerkennung bezüglich dem, was junge Erwachsene tagtäglich leisten. Das Konzept der Lebensweltorientierung nach Hans Thiersch bringt zwar keine konkreten Handlungsvorschläge zur Ausgestaltung einer entsprechenden Beratungspraxis hervor, jedoch beinhaltet es drei Grundbausteine, die dafür relevant sind. Dazu gehören die Rekonstruktion der Lebenswelt von jungen Erwachsenen, die Grundelemente der Lebensweltorientierung zur Schärfung des professionellen Beratungsverständnisses und die Handlungsmaximen zur Konkretisierung einer lebensweltorientierte Beratungspraxis. Unter Einbezug weiterer methodischer Ansätze der Sozialen Arbeit gelangen die Verfasserinnen zu folgendem Verständnis lebensweltorientierter Beratung: Eine lebensweltorientierte Beratung mit jungen Erwachsenen ist rekonstruktiv sowie bedürfnis- und lösungsorientiert, bedient sich biografisch-narrativer Methoden und verfügt über Strukturierungselemente der kooperativen Prozessgestaltung, die die Beratung planbar, messbar, evaluierbar und dadurch nachvollziehbar machen. Die Ergebnisse dieser Bachelor-Thesis nehmen aktuelle Entwicklungen Erwachsenenschutz auf und ermöglichen die Skizze einer lebensweltorientierten Beratungspraxis, die die Bedürfnisse junger Erwachsener ins Zentrum stellt und sie zu einem gelingenderen Alltag befähigen soll. Somit leisten die Verfasserinnen einen Beitrag zur Weiterentwicklung eines bedarfsgerechten Beratungsangebotes für die wachsende Zielgruppe der jungen Erwachsenen im Rahmen von Berufsbeistandschaften.

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Lia Jana Pulver, Sarah Huber
Von Tausendfüsslern und Alltagswelten – Lebensweltorientierte Berufsbeistandschaften mit jungen Erwachsenen
Eine Skizze zur Ausgestaltung lebensweltorientierter Beratung mit jungen Erwachsenen im Rahmen von Berufsbeistandschaften
Bachelor-Thesis
91 Seiten
15.12.2023
10.26038/1032735