Wege aus der Kriminalität
Erkenntnisse der Desistance-Forschung und deren Potential für die Praxis der Sozialen Arbeit in der Bewährungshilfe
Die vorliegende Literaturarbeit orientiert sich an der Frage, inwiefern die Erkenntnisse der Desistance- Forschung in der risikoorientierten Praxis der Bewährungshilfe genutzt werden können, um straffällige Personen beim Ausstieg aus der Kriminalität zu unterstützen. Die Desistance-Forschung basiert auf der Erkenntnis, dass (fast) allen Straftäter:innen im Lauf ihres Lebens der Ausstieg aus der Kriminalität gelingt. Die Aufarbeitung des aktuellen Forschungsstandes zeigt, dass die Aufrechterhaltung eines straffreien Lebens insbesondere durch eine positive Wechselwirkung zwischen dem Individuum und seiner soziostrukturelle Umwelt geprägt ist. Die Parallelen zwischen der Sozialen Arbeit und der Desistance-Forschung werden schliesslich am Konzept der Lebensweltorientierung und des Lebensbewältigungsansatzes hergeleitet. Demgegenüber wird aufgezeigt, dass die Verschiebung hin zu einer «Hochsicherheitsgesellschaft» mit dem Grundsatz in dubio pro securitate die Gefahr birgt, die Reintegration der Klient:innen als ursprüngliches Ziel der Bewährungshilfe aus den Augen zu verlieren. Studien deuten zudem darauf hin, dass Sozialarbeitende heute verstärkt repressiv ausgerichtete Kontrolleinstellungen verinnerlicht haben. Die vorliegende Bachelorarbeit kommt letztlich zum Ergebnis, dass der konzeptionelle Unterschied zwischen der Risikoorientierung und der Desistance-Forschung hinsichtlich der Frage, wer den Ausstiegsprozess steuert, das grösste Hindernis für die Integration von Desistance-Ansätzen in die Praxis darstellt. Abschliessend werden deshalb Merkmale und Voraussetzungen formuliert, die eine Implementierung begünstigen.