Zwangsernährung bei Anorexia nervosa

Eine rechtliche Analyse und Überlegungen zur Legitimation aus professionsethischer Sicht der klinischen Sozialarbeit

Die vorliegende Bachelor-Arbeit befasst sich mit der klinischen Sozialarbeit und der Zwangsernährung von erwachsenen anorektischen Personen. Die Anorexia nervosa ist eine Form der Essstörung und eine schwere psychische Erkrankung, die oft mit vielfältigen physischen Folgeerscheinungen einhergeht. Ein zentrales Merkmal der Erkrankung ist das extreme Untergewicht. Unter einer Zwangsernährung verstehen wir die Ernährung über eine Sonde, die zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Gesundheit dient und gegen den Willen der betroffenen Person unter Zwang durchgeführt wird. Bei fürsorgerisch in einer psychiatrischen Einrichtung untergebrachten Personen können Zwangsbehandlungen, die der Behandlung der psychischen Störung dienen, gestützt auf Art. 434 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches (ZGB) vom 10. Dezember 1907, SR 210, unter spezifischen Voraussetzungen durch chefärztliches Personal angeordnet werden. Da Zwangsernährungen bei anorektischen Personen aufgrund der hohen vitalen Gefährdung in Akutspitälern durchgeführt werden, sind die Art. 433 ff. ZGB nicht anwendbar. Stattdessen greifen in solchen Fällen die gesetzlichen Vertretungsrechte nach Art. 377 ff. ZGB. Da die Anorexie häufig auch soziale Folgen mit sich bringt, ist die klinische Sozialarbeit im Akutspital oft Teil des interprofessionellen Behandlungsteams und hat dadurch ebenfalls Berührungspunkte mit der Thematik der Zwangsernährung. Die Zwangsernährung stellt das interprofessionelle Behandlungsteam vor eine ethische Herausforderung, da diese Massnahme vielfältige medizinische, psychische und soziale Auswirkungen auf die betroffene Person haben kann. Für die klinische Sozialarbeit stellt sich die Frage, wie die Massnahme der Zwangsernährung aus professionsethischer Sicht beurteilt werden kann. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass eine pauschale Beurteilung der Zwangsernährung aus Sicht der klinischen Sozialarbeit nicht möglich ist und immer der Einzelfall betrachtet werden muss.

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Angelina Stäheli
Zwangsernährung bei Anorexia nervosa
Eine rechtliche Analyse und Überlegungen zur Legitimation aus professionsethischer Sicht der klinischen Sozialarbeit
Bachelor-Thesis
06.01.2025